Den Mitgliedern der Kirche seit Generationen ein Begriff als
eines der bekanntesten Werke, die für die Kirche geschaffen wurden,
wird eine Nachbildung der Skulptur „Handkarrenpioniere“ von Torleif
S. Knaphus, die im Laufe der Jahre Millionen Menschen auf dem
Tempelplatz angeschaut haben, jetzt ein norwegisches Museum über
Auswanderer bereichern. Das Museum befindet sich in Ottestad, etwa
zwei Stunden nördlich von Oslo. Bruder Knaphus (1881?1965) hatte
sich in Norwegen der Kirche angeschlossen und war 1905 nach Salt
Lake City ausgewandert, wo er viele Skulpturen und Gemälde schuf,
einige auch mit Bezug auf die Kirche. Die Kirche hatte etliche
dieser Skulpturen in Auftrag gegeben. Neben der Statue mit dem
Handkarren ist sein wohl bekanntestes Werk der Engel Moroni auf dem
Denkmal auf dem Hügel Cumorah in Palmyra im US-Bundesstaat New
York. „Es liegt doch auf der Hand, dass eine von einem norwegischen
Einwanderer geschaffene Statue, die Einwanderer darstellt, in das
norwegische Auswanderermuseum gehört“, meint Allen P. Gerritsen,
ein Enkel von Knaphus und Vertreter des Knaphus-Familienverbands.
Die Skulptur, die nach Norwegen geschickt wird, ist ein Abguss des
knapp ein Meter hohen Originals, das 1924 von den Daughters of Utah
Handcart Pioneers in Auftrag gegeben worden war. Das Werk wurde
jahrzehntelang im alten Informationsbüro auf dem Tempelplatz in
Salt Lake City ausgestellt, wo sich jetzt das Besucherzentrum Süd
befindet. Anlässlich des einhundertsten Jubiläums (1947) der
Ankunft der Mormonenpioniere in Utah gab die Kirche eine übergroße
Kopie der Skulptur in Auftrag, die auf dem Tempelplatz aufgestellt
werden sollte. Sie stand dort viele Jahre nur wenig östlich der
Assembly Hall. Bruder Gerritsen zufolge wird die für Norwegen
bestimmte Statue am 7. Juni an einer auffälligen Stelle vor dem
Museum, an einem Weg zwischen der Museumsbibliothek und einem
Sakralbau, aufgestellt. Zu diesem Anlass wird es eine Feierstunde
und eine offizielle Enthüllung geben, wozu auch norwegische
Würdenträger eingeladen werden. Scharen von Knaphus-Nachkommen
fanden sich am Samstag, dem 31. Januar, in Salt Lake City zur
„Verabschiedung“ der Skulptur ein. Unter ihnen befand sich auch
Bruder Kaphus‘ Tochter, Marie Knaphus James, die damals für das
kleine Mädchen oben auf dem Handkarren Modell gestanden hatte. Die
inzwischen 85-Jährige erzählte von ihrem Vater. Sie konnte sich
zwar nicht mehr an seine Arbeit am Originalwerk im Jahr 1924
erinnern, doch die Arbeit an der großen Skulptur im Jahr 1947 „war
etwas ganz Besonderes für mich“, berichtete sie. Sie wusste noch,
wie sie in sein Atelier gegangen war, um ihm bei der Arbeit
zuzuschauen. Einmal besuchte sie ihn, als sie gerade Mutter
geworden war, und sagte ihm, wie sehr sie seine Arbeit bewundere
und wünschte, sie hätte auch so viel Talent. „Er hielt mit seiner
Arbeit inne, kam zu mir herunter, sah mir in die Augen und sagte:
,Aber Marie, du bist doch gerade dabei, etwas zu formen!‘“ Er
erklärte ihr, dass sie das Leben ihrer Kinder formte. „Er gab einem
schnell zu verstehen, dass seine Arbeit nicht wichtiger war als die
anderer Leute“, erzählte sie. Sie erinnerte sich, wie eines Tages,
als ihr Vater schon älter war, ein Reporter von der Zeitschrift
Life mit ihm in seinem Atelier in Salt Lake City, in dem es viele
Statuen, Ölgemälde und Tonmodelle gab, ein Interview führte. Als er
gefragt wurde, welches sein bedeutendstes Werk sei, zeigte er
Bilder von seiner Familie und wies auf eine große Ahnentafel, die
an der Wand hing. Er antwortete: „Meine Familie und die
Ahnenforschung sind das Beste, was ich im Leben zustande gebracht
habe.“ Das war zwar nicht die Antwort, die der Reporter hören
wollte, doch sie machte deutlich, was ihm wichtig war, so seine
Tochter. Sie sagte, ihr Vater habe nach seiner Taufe voller
Begeisterung Broschüren und Bücher über die Kirche an seine
Angehörigen und Freunde in Norwegen verteilt. „Jetzt setzt das Werk
seiner Hände diese Missionsarbeit in seinem Heimatland fort“,
meinte sie. Bruder Gerritsens Bruder John, der Vorsitzende des
Familienverbands, erklärte, sein Großvater habe für seine Werke
etliche Modelle verwendet, doch für den Vater in der
Handkarrenskulptur habe er unter anderem John Rowe Moyle als
Vorlage genommen, einen Handkarrenpionier und Steinmetz, der am
Salt-Lake-Tempel mitgearbeitet hatte. In seiner Ansprache bei der
letzten Herbst-Generalkonferenz erzählte Präsident Dieter F.
Uchtdorf, der Zweite Ratgeber in der Ersten Präsidentschaft, die
inspirierende Geschichte von Bruder Moyle, der sich bei der Arbeit
auf seiner Farm ein Bein gebrochen hatte, sodass es amputiert
werden musste. Moyle schnitzte sich ein Holzbein und legte damit
jede Woche zu Fuß die 35 Kilometer von seinem Zuhause bis nach Salt
Lake City zurück, damit er am Tempel weiterarbeiten konnte. Bei der
Frühjahrs-Generalkonferenz 2000 gab auch Elder Jeffrey R. Holland
vom Kollegium der Zwölf Apostel die Geschichte von Bruder Moyle
wieder. Allen Gerritsen zufolge stellte der Familienverband vor
fünf Jahren fest, dass es in Norwegen kein einziges Werk ihres
bekannten Vorfahren gab. Die Familie startete eine Kampagne, um für
einen Abguss der Skulptur, die dem norwegischen Museum geschenkt
werden sollte, Geld aufzutreiben. Gerritsen sagt, die Statue werde
auf einem Sockel aus Iddefjord-Granit, den es nur in Norwegen gibt,
stehen. Gegenüber werde eine Bank aus dem gleichen Material
aufgestellt. Bei der „Verabschiedung“ betrachteten die
Knaphus-Nachkommen und die geladenen Gäste viele Skulpturen und
Ölgemälde des Künstlers. Viele davon stammten aus der
Privatsammlung von Familienangehörigen, es war also das erste Mal,
dass die einzelnen Sammlerstücke an einem Ort zu sehen waren. Unter
den Werken waren eine Büste von Präsident David O. McKay, eine von
Emmeline Wells, die sich in der Pionierzeit als Verfechterin des
Frauenwahlrechts hervorgetan hatte, sowie eine Skulptur von Evan
Stephens, einem der ersten Dirigenten des Tabernakelchors und
Komponisten etlicher Kirchenlieder. Auf einem Gemälde, das Bruder
Knaphus vor der Auswanderung gemalt hatte, sieht man seinen
Bauernhof in Norwegen, dem die Familie ihren Namen verdankt:
Knaphus ist ein ungewöhnlicher Familienname in Norwegen und
bedeutet „Haus auf einem Hügel“. Mit der Aufstellung der Skulptur
an dem Museum werde eine Beziehung vertieft, die sowohl von der
Familie Knaphus als auch von der BYU gepflegt werde, erklärte
Erlend D. Peterson, Vizepräsident für auswärtige Angelegenheiten an
der Universität und ehemaliger Missionspräsident in Norwegen. „Der
Handkarren ist eine beachtliche Spende an das Museum“, so Bruder
Peterson. „Der Direktor, Knut Djupedal, ist ein guter Freund. Er
war dreimal in Salt Lake City, um alles zu regeln, und er freut
sich sehr, dass das Museum die Statue bekommt.“ Bruder Peterson
sagte, die Schenkung der Statue sei ein wichtiger Hinweis auf die
Einwanderung norwegischer Heiliger der Letzten Tage nach Utah im
19. Jahrhundert. „Bis vor kurzem wurde die Auswanderung
norwegischer Mormonen von den meisten norwegischen Wissenschaftlern
außerhalb der Kirche ignoriert“, meinte er. „Vor ein paar Jahren
überredete ich einen führenden norwegischen Experten zum Thema
Auswanderung vom St. Olaf College, Professor Odd S. Lovoll, nach
Utah zu kommen und etwas über die Einwanderung norwegischer
Mitgliedern in Utah zu erfahren.“ Der Professor unterhielt sich
drei Tage lang mit norwegischen Einwanderern und Nachkommen von
Einwanderern. Er brachte dann später ein Buch über Amerikaner
norwegischer Herkunft heraus, und darin gab es auch Abschnitte über
die Auswanderung von Mitgliedern der Kirche. Außerdem wurde ein
Foto abgedruckt, auf dem Bruder Knaphus neben seiner Statue mit den
Handkarrenpionieren steht. Die BYU hat durch Stipendien- und
Gastdozentenprogramme gute Kontakte nach Norwegen. Die Universität
hat schon etliche Gäste in Utah willkommen geheißen, unter anderem
den derzeitigen Premierminister Jens Stoltenberg, die norwegische
Prinzessin Märtha Louise und die Sopranistin Sissel Kyrkjebø, die
als Gastsolistin mit dem Tabernakelchor aufgetreten ist. Alle drei
erhielten vom Knaphus-Familienverband eine kleine Nachbildung der
Handkarrenstatue.
Richard G. Oman, langjähriger Kurator des Museums für Geschichte
der Kirche, wo das Original der Skulptur aus dem Jahr 1924 jetzt zu
sehen ist, war bei der „Verabschiedung“ ebenfalls dabei. Seiner
Ansicht nach kommt in Knaphus‘ Skulptur und in seinem Leben ein
Vermächtnis zum Ausdruck - das Vermächtnis, wie man schwierige
Zeiten übersteht, um etwas Großes zuwege zu bringen. In den
Bemühungen der Familie, dem norwegischen Museum zu der Skulptur zu
verhelfen, zeige sich die Umsetzung zweier Lehren, die der Prophet
Joseph Smith verkündet hat: sich selbst anhand richtiger Grundsätze
regieren und aus freien Stücken Gutes tun.
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