Bei der Gedenkfeier anlässlich des 30. Jahrestages der
Verkündigung der Offenbarung, dass alle würdigen Männer unabhängig
von ihrer Rassenzugehörigkeit das Priestertum empfangen dürfen,
sagte eine Generalautorität, sie freue sich auf „den Tag, an dem
alle Menschen auf der Erde nur noch als Gottes Kinder gesehen
werden.“ „Freuen wir uns auf eine Zukunft, in der immer mehr
Einigkeit herrscht“, sagte Elder Earl C. Tingey von der
Präsidentschaft der Siebziger bei der Versammlung am 8. Juni im
Tabernakel in Salt Lake City. „Wir sind eins! Wir sind vereint!
Möge Gott Sie für Ihre Glaubenstreue segnen, meine Brüder und
Schwestern.“
Elder Tingey leitete die Versammlung, bei der auch Elder Sheldon F.
Child von den Siebzigern sowie drei afroamerikanische Mitglieder
der Kirche sprachen: Fred A. Parker III, Präsident des Pfahles
Atlanta in Georgia, Catherine M. Stokes, ehemalige stellvertretende
Leiterin des Gesundheitsamtes von Illinois, sowie Ahmad S. Corbitt,
Präsident des Pfahles Cherry Hill in New Jersey. Der musikalische
Leiter des Tabernakelchores, Mack Wilberg, dirigierte einen für
diese Veranstaltung zusammengestellten multikulturellen Chor. Der
beliebte Sänger Alex Boye, der auch dem Tabernakelchor angehört,
sang zwei Lieder: „Wie groß bist du“ und „Ich weiß, dass mein
Erlöser lebt“. Elder Child erklärte, er sei von der Ersten
Präsidentschaft und dem Kollegium der Zwölf Apostel beauftragt
worden, an der Versammlung teilzunehmen, und er sagte den
Anwesenden, dass er sehr berührt sei, wenn er in ihre Gesichter
blicke und sehe, wie sehr sie dem Herrn ergeben sind. „Viele von
Ihnen gehörten der Kirche schon an, ehe die Offenbarung gegeben
wurde, und Sie gingen voller Glauben voran und zweifelten nicht an
der Wahrheit des Evangeliums, das Sie angenommen hatten.“ Er sagte,
die Offenbarung im Jahr 1978 sei „ein eindringliches Zeugnis dafür,
dass der Herr seinen Willen und seine Liebe zu all seinen Kindern
kundtut“.
Außerdem sei der 8. Juni 1978 ein Tag, den man nicht vergessen
werde, und wenn man damals schon der Kirche angehört habe, werde
man sich noch ganz genau erinnern, wo man gerade war und was man
gerade gemacht habe, als man von der Offenbarung erfuhr. „Ich weiß
noch, welche Gefühle mich erfüllten und wie mir die Tränen in die
Augen traten, als ich mir bewusst machte, welche herrlichen
Segnungen nun allen Kindern unseres himmlischen Vaters
offenstanden. Ich kann mich ganz genau an diesen Tag erinnern, doch
war ich mir damals noch nicht klar, welch ein Segen dies für mich
sein würde und wie es sich auf mein Leben auswirken würde.“ Wie er
berichtete, wurde er 1991 als Präsident der New-York-Misson New
York berufen. Dort sah er, welch ein Segen die Offenbarung für die
Menschen war. Er erzählte von einem jungen Farbigen, der berufen
wurde, über einen neu gegründeten Zweig auf Staten Island zu
präsidieren. Dieser Mann stellte sich mit Mitgliedern des Zweiges
sonntags vor das Gemeindehaus und bat Passanten herein, um am
Gottesdienst teilzunehmen. Viele nahmen die Einladung an, und der
Zweig wuchs. Dieser Mann, Lorenzo Davis, wurde dann Bischof einer
Gemeinde, als Brooklyn ein Pfahl wurde, zu dem auch Staten Island
gehörte. „Was war er doch für ein treuer und pflichtbewusster
Heiliger der Letzten Tage!,“ sagte Elder Child über Bischof Davis,
der Anfang dieses Jahres an Krebs gestorben war. „Als ich mich vor
30 Jahren über die Offenbarung freute, war mir kaum bewusst, dass
es am anderen Ende der Welt viele Menschen gab, die sich auch
freuten und Gott für dieses große Ereignis dankten“, sagte er. Mit
seiner Frau verbrachte Elder Child vier Jahre im Westen Afrikas.
„Immer wieder erlebten wir, wie der Herr das Herz vieler Menschen
darauf vorbereitete, das Evangelium Jesu Christi anzunehmen“,
erklärte er.
Er berichtete von Anthony Obinna, der 1965 mehrmals von einem
wunderschönen Gebäude träumte. Später sah Bruder Obinna in einem
Readers-Digest-Artikel über die Kirche das Bild des
Salt-Lake-Tempels und erkannte es als das Gebäude aus seinen
Träumen. Er schrieb an den Hauptsitz der Kirche und bat darum, dass
man doch Missionare in sein Heimatland Nigeria schicken möge. Als
Antwort bekam er Lektüre zugesandt, und ihm wurde mitgeteilt, dass
es für die Kirche noch nicht an der Zeit sei, nach Westafrika zu
kommen. Er und einige andere fingen aber an, die Grundsätze der neu
gefundenen Religion zu verbreiten. Im November 1978 wurden ihre
Gebete um Missionare erhört, und die ersten 19 offiziellen Taufen
in Westafrika wurden in Nigeria vollzogen. Heute gibt es in
Westafrika 146 000 Mitglieder, so Elder Child. Präsident Parker vom
Pfahl Atlanta in Georgia sprach über den Eid, den Bund, die Macht
und die Aufgaben des Priestertums.
Seit dem 8. Juni 1978, so sagte er, haben einige den Herrn, die
Kirche und die führenden Brüder gefragt, weshalb denn zuvor nur
würdige männliche Mitglieder das Priestertum erhielten, die nicht
schwarzafrikanischer Herkunft waren. „Der Vater im Himmel kennt die
Antwort“, erklärte er. „Der Herr möchte vielleicht keine einfache
und allgemein verständliche Erklärung dafür geben“, fuhr er fort.
Er sagte, dass ihm die Worte König Benjamins helfen: „Glaubt an
Gott; glaubt daran, dass er ist und dass er alles erschaffen hat,
sowohl im Himmel wie auf Erden; glaubt daran, dass er alle Weisheit
und alle Macht hat, sowohl im Himmel wie auf Erden; glaubt daran,
dass der Mensch nicht alles erfasst, was der Herr erfassen kann.“
(Mosia 4:9.) Präsident Parker sagte, für ihn sei es nicht
notwendig, alles zu verstehen, was der Herr tut, um daran glauben
zu können, dass der Herr unser Gott ist, und darauf zu vertrauen,
dass er seine Kinder liebt. „Es wäre doch töricht“, erklärte er,
„zu glauben, nur weil ich das eine oder andere nicht verstehe, sei
das, was ich durch das machtvolle Wirken des Geistes in meinem
Herzen weiß und begreife, weniger echt oder wahr.“
Er bekräftigte: „Die Macht und die Verordnungen des Priestertums
sind wahr, majestätisch und überwältigend.“ Schwester Stokes las
eine Stelle aus einer Ansprache vor, die Elder Bruce R. McConkie am
18. August 1978 an der BYU gehalten hatte. Darin hatte er gesagt,
dass am 1. Juni des Jahres die führenden Brüder im Tempel
zusammengekommen waren und Präsident Spencer W. Kimball durch die
Macht des Geistes eingegeben worden war, worum er bitten solle. Das
Ergebnis war die Offenbarung über das Priestertum, und die
führenden Brüder waren sich alle voll und ganz darüber einig.
Schwester Stokes gab Zeugnis von der heilenden Macht des
Priestertums und bestätigte, dass sie das Priestertum in Aktion
gesehen hat – so wie es in Lehre und Bündnisse 121 beschrieben
wird. „Wenn ich sehe, was die Kirche tut, und wenn ich mit meinen
Brüdern und Schwestern aus allen Rassen zusammen das Werk des Herrn
verrichte, weiß ich, dass ich am richtigen Ort bin“, sagte sie.
„Dies ist wirklich der Ort.“
Sie fragte: „Wohin gehen wir jetzt?“, und erklärte, dass es schon
1978, als die Offenbarung bekannt gegeben wurde, einige gab, die
dagegen waren. Genauso gibt es heute Menschen, die sich lieber an
die Vorstellungen aus vergangenen Zeiten halten. In diesem
Zusammenhang zitierte sie noch eine weitere Stelle aus der
Ansprache von Elder McConkie: „Es ist an der Zeit, dass wir es
nicht mehr glauben, wenn jemand sagt, er habe Umkehr geübt, halte
sich an die Regeln und glaube daran, dass es heute einen lebendigen
Propheten gibt.“ Sie sagte: „Ich glaube, wir müssen auf diejenigen
zugehen, denen es in dieser Frage an Einsicht mangelt … und zwar
mit vermehrter Liebe, damit wir ihnen helfen können, zu Christus zu
kommen. Und wenn wir dies tun, tragen wir dazu bei, dass auch wir
zu Christus kommen.“ Präsident Corbitt vom Pfahl Cherry Hill in New
Jersey schloss sich 1980 der Kirche an, zwei Jahre nach der
Offenbarung über das Priestertum. Er sagte, die heutige Generation
in der Kirche müsse „den Kindern beibringen, was uns als Jünger des
Erlösers vereint. Wenn wir dies tun, werden unsere Kinder
verinnerlichen, dass das wiederhergestellte Evangelium das Werk des
Herrn auf Erden ist.“ Um dies zu veranschaulichen, sagte er, dass
er aus seinem Patriarchalischen Segen erfahren habe, dass er für
sein Volk „ein Lehrer in der Kirche“ sein werde. Präsident Corbitt
schloss daraus, dass er seine Mission wohl in so einer Großstadt
wie der erfüllen werde, in der er aufgewachsen war. Doch er wurde
nach Lateinamerika berufen. Damit hatte er zwar nicht gerechnet,
doch als sich seine Missionszeit dem Ende näherte, trat er unter
Tränen seinen Heimweg an. „Die Lateinamerikaner waren und sind mein
Volk“, erklärte er. In den vergangenen 15 Jahren hatte er
Berufungen im Pfahl, meistens arbeitete er dabei mit Weißen
zusammen, sagte er. „Ich habe erkannt, dass diejenigen, für die ich
da war, die ich beraten und getröstet habe, zur Disziplin gerufen
und wieder in der Kirche willkommen geheißen habe, denen ich einen
Tempelschein ausgestellt, die nächste Ordinierung im Priestertum
ausgesprochen, die ich auf Mission geschickt habe und denen ich bei
ihrem Kampf um ein Zeugnis von Jesus und diesem wiederhergestellten
Evangelium zu Seite gestanden habe – Weiße –, mein Volk sind.“
Desgleichen hatte er auch mit Menschen aus Tonga, Hawaii und Samoa
zu tun. „Ich weiß, dass auch die Polynesier mein Volk sind“, sagte
er und meinte, dass sein Erster Ratgeber, Vai Sikahema, und er
viele Gemeinsamkeiten hätten: beide mögen Motown und R&B-Musik.
„Er tanzt den Haka, ich führe den Hambone vor.“ „Damit will ich
sagen: Wenn wir nach Einigkeit trachten, werden wir mit den
Heiligen wirklich eins“, erklärte er. Die Musik bei der
Veranstaltung unterstrich das Gefühl von Einigkeit und Liebe und
die Absichten Gottes. Beispielsweise spielte der Organist Richard
Elliott als Zwischenspiel eine Zeile aus dem bei PV-Kindern und
Missionaren so beliebten Lied „Auserwählt zu dienen“, als der Chor
das Lied „Sehet, ihr Völker!“ vortrug. Dies war ein Symbol dafür,
dass das Evangelium überall gilt und wir alle den Auftrag haben, es
zu allen Nationen und Völkern zu bringen.
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