In den 60er-Jahren setzte Dr. Samuel Katz erstmals in Afrika
einen Masernimpfstoff ein. Das war im Dorf Imesi-Ile in Nigeria.
Sein Augenmerk galt dabei der Sicherheit und Wirksamkeit des
Impfstoffs. „Von den Müttern hatte ich eine Volksweisheit gehört:
,Zähl deine Kinder nicht, ehe sie die Masern hatten.ʻ Man wusste,
dass es eine schwere Krankheit war, die häufig Todesopfer
forderte“, erzählt Dr. Katz, Dozent und emeritierter Vorstand für
Kinderheilkunde an der Duke University. Heute aber sieht die Lage
anders aus – dank der Bemühungen von Ärzten wie Dr. Katz, der als
Pionier die Impfungen und den Zusammenschluss humanitärer
Einrichtungen wie der Kirche voranbrachte, sodass jetzt Kinder
überall auf der Welt geimpft werden können. Seit Oktober 2003
bemüht sich die Kirche gemeinsam mit der WHO, der UNICEF, dem
Amerikanischen Roten Kreuz und den Gesundheitsministerien in aller
Welt, das Auftreten der Masern zurückzudrängen. Schon 54 784
ehrenamtliche Helfer in 28 Ländern haben sich der Kirche für die
Mitarbeit bei der Masernbekämpfung zur Verfügung gestellt. Nach
Angaben des Wohlfahrtsdienstes sind insgesamt 189 261 345 Kinder
bei Kampagnen geimpft worden, an denen Mitglieder der Kirche
beteiligt waren.
Diese Arbeit rettet Leben! 2006 starben 242 000 Menschen an den
Masern, 1999 waren es noch fast 900 000 gewesen. Ziel der
Masernimpfungen ist es, die Sterbeziffer bis zum Jahr 2010 auf
unter 100 000 zu drücken, so Dr. Peter Strebel von der WHO.
Ehe es den Impfstoff gab, erlagen Schätzungen der WHO zufolge
jährlich 6 bis 8 Millionen Kinder den Masern. „Durch den Impfstoff
konnte die Anzahl bis zum Ende des Jahrhunderts auf etwa eine
Million gesenkt werden. Wie Sie wissen, haben die Partner im Kampf
gegen die Masern in den vergangenen fünf Jahren Unglaubliches
geleistet, indem die Sterbeziffer um weitere 68 Prozent zurückging,
und bis 2010 sollen es 90 Prozent werden“, teilte Dr. Katz den
Church News per E-Mail mit. „Die Entschlossenheit, mit der die
Kirche Jesu Christi sich an dieser Partnerschaft beteiligt,
beweist, dass sie sich für die Gesundheit und das Glück aller
Kinder einsetzt“, heißt es weiter. Die Masern sind die
ansteckendste bekannte Viruserkrankung. Wo immer der Erreger
auftaucht, findet er seinen Weg zu anfälligen Personen, die nicht
geimpft sind, erklärt Dr. Katz. In den ärmeren Ländern können die
Masern zu einer Sterblichkeit von 10 bis 20 Prozent führen, weil
die kleinen Kinder dort auch unter Mangelernährung, Malaria und
Wurmbefall leiden, sagt er. Die Überlebenden werden oftmals blind,
bleiben geistig zurück oder tragen andere schwere Schäden davon.
Die Masern haben zwei Seiten. Einerseits ist es eine der
ansteckendsten bekannten Krankheiten. Andererseits ist es aber auch
eine der Krankheiten, die man am leichtesten durch Impfung
bekämpfen kann. Die Kosten einer Masernimpfung liegen bei knapp 83
US-Cent. Dr. Strebel zufolge war die Bekämpfung deshalb so
erfolgreich, weil die Organisatoren gemeinsam mit den Behörden
durch eine ganze Reihe von Impfkampagnen dafür gesorgt haben, dass
man die Masern immer besser in den Griff bekam. Die Kampagne
richtet sich vor allem an die Kinder, die noch nie gegen Masern
geimpft wurden. Die Kirche sei, wie er sagt, seit 2003 bei der
Masernbekämpfung „ein großartiger Partner“, da sie zwei wichtige
Aufgaben übernehme: Erstens habe sie Geldmittel zur Verfügung
gestellt, mit denen man vor allem den Impfstoff beschafft habe.
„Wichtiger als das Geld aber“, sagt er weiter, „ist die Aufgabe,
die die Kirche bei der Mobilisierung der Bevölkerung übernimmt.“
Die Mitglieder in den einzelnen Ländern informieren ihre Mitbürger
mit Unterstützung durch Missionare im Kirchendienst über die
Vorteile einer Impfung, sie räumen Bedenken aus und geben Bescheid,
wo Impfstationen eingerichtet werden, so Dr. Strebel. Die
Begeisterung der Helfer von den Mormonen habe dazu beigetragen,
dass in manchen Gebieten 90 bis 95 Prozent der Kinder gegen die
Masern geimpft wurden, sagt er. Elder Demoine Findlay und Schwester
Joyce Findlay, Missionare im Kirchendienst, waren schon an sechs
Masernimpfkampagnen beteiligt. Die Stärke des Programms seien die
Mitglieder vor Ort und die Unterstützung, die von ihnen kommt, sagt
Schwester Findlay. In Togo sei beispielsweise auf allen Materialien
für die Kampagne das Logo der Kirche angebracht worden, weil die
Organisatoren wussten, wie wichtig der Beitrag der Mitglieder war.
Außerdem hätten die Mitglieder erfahren, wie viel Freude es macht,
wenn man ohne Lohn dient – was in vielen Ländern Afrikas recht
ungewöhnlich ist.
Ein junger Mann erzählte Schwester Findlay, nachdem er bei einer
Kampagne mitgearbeitet hatte: „Ich komme mir jetzt viel mehr wie
ein Mitglied der Kirche vor. Es ist, als sei die Kirche meine
Familie. Ich habe meine Zeit geopfert und fühle mich der Kirche
verbunden.“ Elder Terry Morris, der mit seiner Frau, Schwester
Danne Morris, eine Mission im Kirchendienst erfüllt hat, sagte, es
sei erfreulich, wenn man sehe, wie die Kinder dank der Bemühungen
gegen die Masern geimpft werden. Ebenso erfreulich sei es, wenn man
sehe, wie die Mitglieder der Kirche lernen, zu dienen. Kalu Iche
Kalu, Koordinator für die Impfkampagne im Pfahl Aba in Nigeria,
empfand es als große Ehre, dabei zu sein. Es sei für ihn „eine
Gelegenheit, persönlich Liebe zu zeigen, indem man dient“. Während
der Kampagne seien die Mitglieder der Kirche von Haus zu Haus und
von Versammlungshalle zu Versammlungshalle gezogen, sagt er. „In
einem der Dörfer, wo wir waren, erzählte uns eine Frau in mittleren
Jahren, dass drei ihrer Kinder an den Masern gestorben waren. Sie
erzählte ihre Geschichte so eindrucksvoll und gefühlvoll, dass
jeder im Raum Tränen in den Augen hatte, auch ich. Ich habe
erfahren, dass es uns allen gut tut, wenn wir auf andere zugehen
und ihnen helfen. Das, was man für sich selbst tut, vergeht, wenn
man nicht mehr lebt, aber das, was man für andere tut, bleibt als
Vermächtnis.“
Im Jahr 2008 beteiligt sich die Kirche an Kampagnen in Togo,
Papua-Neuguinea, der Elfenbeinküste, Tansania, Malawi, Mosambik,
Ägypten, El Salvador, Honduras, Guatemala und Benin. „Es ist schon
aufregend, wenn man sieht, wie so kleine Kinder geimpft werden, und
dann weiß, dass damit ihr Leben gerettet wird – dass abertausende
Leben gerettet werden“, sagt Schwester Findlay. „Das liegt ja nicht
an uns oder an dem, was wir tun, sondern daran, dass unzählige
Menschen sich gemeinsam anstrengen.“
Hinweis an Journalisten:Bitte verwenden Sie bei der Berichterstattung über die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage bei deren ersten Nennung den vollständigen Namen der Kirche. Weitere Informationen hierzu im Bereich Name der Kirche.