Elder Dallin H. Oaks vom Kollegium der Zwölf Apostel der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage hat Vertreter aller Glaubensrichtungen aufgerufen, sich zusammenzuschließen und "Schulter an Schulter denselben Weg zu beschreiten", um die Religionsfreiheit zu stärken und zu verteidigen. Seiner Ansicht nach war es das einflussreichste Publikum, vor dem er dieses Thema jemals angesprochen hat (lesen Sie dazu auch die vollständige Abschrift auf Englisch).
"Die freie Religionsausübung ist die wichtigste bürgerliche Freiheit, da der Glaube an Gott und seine Lehren und die aktive Teilnahme am religiösen Leben die wichtigsten Grundlagen sind, an denen man sich orientiert", sagte Elder Oaks.
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- Elder Oaks in New York City
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- Elder Oaks mit Francis Kardinal George
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Seine Ansprache richtete er am Donnerstag, den 16. Mai 2013, in New York an über 500 Zuhörer, darunter auch verschiedene führende Vertreter von Glaubensgemeinschaften. Die Veranstaltung findet jedes Jahr zwecks Verleihung einer Auszeichnung statt und wird vom Becket Fund for Religious Liberty ausgerichtet, einer gemeinnützigen Organisation zum Schutz der freien Ausübung religiöser Bräuche.
Elder Oaks wurde die renommierte Canterbury Medal überreicht, weil er sich sein Leben lang um die Religionsfreiheit verdient gemacht hat. Mit der Medaille werden Menschen gewürdigt, die bei der Verteidigung der Religionsfreiheit Mut bewiesen haben. Benannt ist sie nach der Kathedrale von Canterbury, wo Thomas Becket einst die Religionsfreiheit gegenüber König Heinrich II. verteidigte.
Francis Kardinal George, Erzbischof von Chicago, übergab die Auszeichnung an Elder Oaks. "Heute Abend, liebe Freunde, ehren wir einen der größten Verfechter der Religionsfreiheit in unserer Rechtsprechung", sagte Kardinal George. "In den letzten Jahren sind Katholiken und Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage immer häufiger in der Öffentlichkeit Seite an Seite für das menschliche Leben und die Menschenwürde eingetreten. Durch diese Zusammenarbeit bei gemeinsamen Grundsätzen und Anliegen habe ich [Elder Oaks] kennengelernt."
Weiter sagte Kardinal George, Männer wie Elder Oaks machten es ihm möglich, "hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken, was die Religionsfreiheit in Amerika betrifft".
Professor Robert P. George von der Universität Princeton, der dem Aufsichtsrat des Becket Funds angehört, äußerte sich in einem Interview ähnlich. Er fand, es sei "ein ganz besonderer Abend, weil wir einen großen Mann ehren, der nicht nur in der Kirche Jesu Christi, sondern in ganz Amerika eine Führungspersönlichkeit ist". Professor George pries Elder Oaks als ein Vorbild für "Menschen wie mich, für Katholiken wie für Protestanten und Angehörige anderer Glaubensrichtungen, die Dallin Oaks nicht nur für sein ausgezeichnetes Urteils- und Führungsvermögen als Jurist bewundern, sondern auch für seine große Liebe zu Gott und für das große Zeugnis, das er als Mann Gottes ablegt".
Elder Oaks erklärte den Anwesenden, dass die Wissenschaft seit einem halben Jahrhundert die abnehmende Bedeutung der Religion im Leben der Amerikaner beobachte. "In diesem Zeitraum scheint das Interesse der Öffentlichkeit an einer Garantie auf freie Religionsausübung immer mehr geschwunden zu sein", sagte er. "Es wird eindeutig von dem Zwang überlagert, sich politisch korrekt zu verhalten. Dadurch rücken andere Interessen in den Vordergrund."
Er erläuterte, dass "die Bewahrung der Religionsfreiheit langfristig auf das Verständnis und die Unterstützung der Öffentlichkeit angewiesen ist". Besorgt äußerte sich Elder Oaks darüber, dass aktuellen Umfragen zufolge diejenige Bevölkerungsgruppe, die sich um die Religionsfreiheit in Amerika am wenigsten Sorgen machte, die Erwachsenen unter 30 seien. Nur ein geringer Prozentsatz von ihnen glaube, dass die Religionsfreiheit in den nächsten fünf Jahren weiter eingeschränkt werde. "Wir müssen der Bildung der heranwachsenden Generation mehr Aufmerksamkeit widmen", sagte er.
Ermutigende Anzeichen für die Verteidigung der Religionsfreiheit
Trotz vieler entmutigender Tendenzen gebe es auch ermutigende Anzeichen, was die Religionsfreiheit betrifft, sagte Elder Oaks. Dazu zähle die gute Arbeit des Becket Funds sowie das Engagement vieler einflussreicher religiöser Führer. Elder Oaks nannte die amerikanische Konferenz katholischer Bischöfe und Pastor Rick Warren, den er mit den Worten zitierte: "Die Religionsfreiheit wird in den nächsten zehn Jahren die Kernfrage im Bereich der bürgerlichen Rechte sein."
Elder Oaks sprach außerdem von ermutigenden Anzeichen dafür, dass der amerikanischen Öffentlichkeit allmählich bewusst werde, wie wichtig es ist, die Religionsfreiheit zu stärken. Einer aktuellen Studie zufolge glaubt ein Viertel der Amerikaner, die Religionsfreiheit sei von allen Rechten, die im Ersten Zusatzartikel zur Verfassung aufgeführt werden, das am meisten bedrohte.
William P. Mumma, Präsident des Becket Funds, zeigte sich in einem Interview optimistisch, was den Erhalt der Religionsfreiheit anbelangt. Er verwies auf die religionsübergreifende Zusammenarbeit zwischen den Mormonen und Mitgliedern anderer Kirchen.
"Was die Mormonen und die Mitglieder der katholischen Kirche miteinander erleben, ist im Grunde ein Abbild dessen, was im ganzen Land vor sich geht", sagte Mumma vor dem Abendessen, das anlässlich der Verleihung stattfand. "Wer hätte vor fünfzehn, zwanzig Jahren gedacht, dass Kardinal Dolan und Mitglieder der Kirche Jesu Christi sich regelmäßig treffen und freundschaftlich zusammenarbeiten? Wir streben gemeinsame Ziele an, und das ist grundlegend für die Verteidigung der Religionsfreiheit. Nicht nur für die der Katholiken oder der Mormonen, sondern für die aller Amerikaner. Und das ist ein Kurs, der sehr optimistisch stimmt."
Da die Religionsfreiheit überall auf der Welt bedroht ist, erinnerte Professor George noch einmal daran, dass die Religionsfreiheit "eine sehr kostbare Freiheit ist. Sie wurde hart erkämpft und kann nur zu leicht wieder verloren gehen, ausgehöhlt oder anderen Zielen und Absichten geopfert werden. Darum müssen wir sehr wachsam sein."
Die Religionsfreiheit steht allen religiösen Menschen zu – der Schlüssel liegt darin, andere Ansichten zu tolerieren
Elder Oaks ließ auch die große und immer weiter wachsende Zahl derer, die sich zwar als religiös bezeichnen, aber keiner Konfession angehören, nicht außer Acht. Er sagte: "Man darf in der Religionsfreiheit nicht etwas sehen, was nur den Belangen einer Kirche oder Synagoge dient. Sie ist als Schutz aller religiösen Menschen aufzufassen, mag ihr Glaube die Mitgliedschaft in einer Kirche und bestimmte Verhaltensweisen erforderlich machen oder nicht."
Elder Oaks riet religiös ausgerichteten Menschen und Einrichtungen dringend, "auf ihr verfassungsmäßiges Recht zu bestehen, ihren Glauben auszuüben und ihrer diesbezüglichen Überzeugung in der Öffentlichkeit und vor dem Richterstuhl Ausdruck zu verleihen". Er ermahnte die Verfechter der Religionsfreiheit auch dazu, dem Beispiel Jesu Christi zu folgen und niemals zu vergessen, dass die "Wahrheit unserer Sache uns nicht von der Pflicht entbindet, denen gegenüber tolerant zu sein, die anderer Meinung sind".
Videobericht (auf Englisch) über die Veranstaltung am 16. Mai in New York: