Presseaussendung

Ein Geschenk für die Ewigkeit

Die bemerkenswerte Geschichte, wie Schwester Harriet Uchtdorf die Kirche kennenlernte und sich dazu bekehrte, hat einen netten Vorspann. Jahre bevor zwei amerikanische Missionare 1954 unerwartet bei Schwester Uchtdorfs Familie an die Wohnungstür klopften, hatte sie schon einmal eine scheinbar bedeutungslose Begegnung mit einem jungen Unbekannten, die nicht folgenlos bleiben sollte. Deutschland erholte sich damals gerade erst allmählich von den schweren Schäden, die der Zweite Weltkrieg angerichtet hatte. Der Westen war von den Armeen der Vereinigten Staaten besetzt. Das Leben war hart und entbehrungsreich. Harriet Reich war damals noch so klein, dass sie auf dem Handwägelchen ihrer Mutter Carmen Platz fand, den diese tagtäglich bei allen Besorgungen, die sie für ihre kleine Familie machen musste, durch Frankfurts Straßen schob. Einmal kamen Mutter und Tochter an einem jungen US-Soldaten vorbei. Er lächelte das kleine Mädchen an, warf ihm einen Streifen Kaugummi in Silberpapier zu und ging weiter seines Weges. „Ich hatte noch nie Kaugummi gesehen. Ich wusste gar nicht, was das war“, erzählt Schwester Uchtdorf, Frau von Präsident Dieter F. Uchtdorf, dem Zweiten Ratgeber in der Ersten Präsidentschaft. Nachdem sie von ihrer Mutter die Erlaubnis erhalten hatte, wickelte die kleine Harriet den Kaugummi aus, steckte ihn in den Mund und begann zu kauen. Erstaunt stellte sie fest: Wie viel sie auch kaute – diese kleine Leckerei, die sie geschenkt bekommen hatte, wollte sich einfach nicht auflösen und nahm kein Ende! „Da hatte ich ja etwas richtig Kostbares!“, erinnert sich Schwester Uchtdorf mit sichtlichem Vergnügen. „Ich nahm den Kaugummi wieder aus dem Mund, legte ihn in das schöne Silberpapier zurück, wickelte ihn ein und hob ihn auf. Tag für Tag kaute ich ein wenig darauf herum, bis nichts mehr davon übrig war. Damals war das für mich etwas ganz Besonderes.“ Die Jahre vergingen, aber die Zeiten blieben rau. Als Harriets Vater, Iwan Victor Reich, starb, wurde es für Schwester Reich und ihre beiden Töchter Harriet und Carmen noch schwerer. Im Herbst 1954 bewohnten die drei eine Dachgeschosswohnung in Frankfurt. Da klopfte es an ihrer Tür. Harriet, damals 12 Jahre alt, öffnete. Vor ihr standen zwei junge Amerikaner mit Krawatte und Mantel. Sie fragten in nicht ganz akzentfreiem Deutsch, ob sie hereinkommen und eine besondere Botschaft mitteilen dürften. Sofort fielen Harriet der freundliche amerikanische Soldat und sein außergewöhnliches Geschenk wieder ein. Frau Reich war unschlüssig, ob sie die Missionare hereinbitten sollte, aber ihre Tochter überzeugte sie schließlich. „Ich sagte zu meiner Mutter: ‚Lass sie doch rein und wir hören ihnen ein Weilchen zu‘“, berichtet Schwester Uchtdorf weiter. Die Missionare stellten sich als Elder Gary Jenkins aus Pendleton in Oregon und Elder Richard Kowallis aus Logan in Utah vor. Was diesen Moment betrifft, sagt Bruder Jenkins, er habe augenblicklich gewusst, dass diese einfachen, guten Leute bereit waren, sich das Evangelium erklären zu lassen. „Sie waren wirklich von der ersten Sekunde an bereit“, erzählt er. „Sie interessierten sich für unsere Botschaft und baten uns, bald wiederzukommen. Diesem Wunsch kamen wir nur zu gern nach.“ Die Missionare sprachen mit Familie Reich über das Buch Mormon und verkündeten ihr die tröstliche Lehre von der ewigen Familie und vom Erlösungsplan. Sie machten sie auch mit den freundlichen Mitgliedern des Zweigs Frankfurt bekannt. Vier Wochen, nachdem Harriet und ihre Angehörigen den unerwarteten Besuchern die Tür geöffnet hatten, ließen sie sich taufen. Präsident Uchtdorf meint dazu, der freundliche amerikanische Soldat habe der kleinen Harriet zwar ein nettes Geschenk gemacht, das lange vorgehalten habe, die Missionare aber hätten „etwas gebracht, was für die Ewigkeit reicht“. Erst vor kurzem verbrachte das Ehepaar Uchtdorf einen warmen Herbstnachmittag mit Gary Jenkins und seiner Frau MaryAnn. Die beiden Ehepaare sind über die Jahre hinweg in Verbindung geblieben, haben einander Weihnachtskarten geschickt und sich über die Neuigkeiten in der Familie auf dem Laufenden gehalten. Mehr als ein halbes Jahrhundert ist es nun her, seit Elder Jenkins und sein Mitarbeiter, Elder Kowallis, bei den Reichs an die Tür klopften. Doch Elder Uchtdorf und seine Frau sind diesen Missionaren noch immer in Liebe und Dankbarkeit verbunden. Präsident Uchtdorf betrachtet es als Segen für die Ewigkeit, dass diese beiden fleißigen Missionare seiner künftigen Frau das Evangelium brachten. Ein Leben ohne seine Frau und den gemeinsamen Dienst in der Kirche kann er sich nicht vorstellen. Die Missionsarbeit hat sich nicht nur auf ihr Leben ausgewirkt, sondern auch auf das ihrer Kinder und Kindeskinder, die allesamt im Glauben aufgewachsen sind. „Und das lag nur daran, dass die Missionare sich vom Geist leiten ließen und ihre Aufgabe erfüllten“, so Präsident Uchtdorf. „Sie waren zur rechten Zeit am rechten Ort und sagten das Richtige.“ Bruder Jenkins ist klar, dass vieles in seinem Leben anders wäre, wenn er nicht nach Deutschland auf Mission gegangen wäre. Immer wenn er Fotos sieht, wie Elder Uchtdorf und seine Frau in aller Welt ihren Aufgaben in der Kirche nachkommen, oder wenn er eine Konferenzansprache von Präsident Uchtdorf anhört, muss er an die Tür dieser Dachgeschosswohnung in Frankfurt vor 54 Jahren denken. „Man weiß einfach nie, was einen an der nächsten Tür erwartet, wen man dort antrifft oder was aus ihm werden wird.“ Die Begeisterung, mit denen das Ehepaar Uchtdorf den Missionaren begegnet, hat niemals nachgelassen. Vor kurzem sprach Schwester Uchtdorf in Panama zu einer Gruppe von Vollzeitmissionaren. Sie riet ihnen, die Verbindung zueinander und zu den Menschen, die sie lieb gewonnen haben, nie abreißen zu lassen. Es sei eine Freude, sagte sie, kostbare Erinnerungen in Ehren zu halten. Auf Präsident Uchtdorfs Schreibtisch steht eine kleine Bronzestatue, die zwei junge Missionare auf dem Fahrrad darstellt. Sie erinnert ihn an seine beiden Enkelsöhne, die im Augenblick auf Mission sind, und an die Missionare, die seine Familie gefunden, belehrt und getauft haben. Die beiden Bronzefiguren radeln nicht gemächlich vor sich hin. Sie stehen im Sattel, weil sie ihr Ziel unbedingt erreichen wollen.

Hinweis an Journalisten:Bitte verwenden Sie bei der Berichterstattung über die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage bei deren ersten Nennung den vollständigen Namen der Kirche. Weitere Informationen hierzu im Bereich Name der Kirche.