Hunderte Familien in Mittel- und Südamerika verdanken einem
Programm des zur Kirche gehörenden Benson-Instituts für
Landwirtschaft und Ernährung eine bessere Ernährung und stabilere
finanzielle Verhältnisse. Am Erfolg dreier Familien in Ecuador
zeigt sich beispielhaft, wie gut das Programm des Benson-Instituts
Familien zu helfen vermag, ihre Ernährung aus eigener Kraft
sicherzustellen. Nach nordamerikanischen Maßstäben leben alle drei
Familien weit unter dem Existenzminimum. Doch verglichen mit
Familien in ihrer Nachbarschaft sind sowohl das Einkommen als auch
der Ertrag an selbst erzeugten Lebensmitteln spürbar gestiegen.
Infolgedessen sind ihre Kinder wesentlich besser ernährt, gesünder
und kräftiger. Interessanterweise ist das keiner staatlichen
Beihilfe oder Umverteilung des Vermögens zu verdanken, sondern das
Ergebnis harter Arbeit nach bewährten Methoden der Landwirtschaft,
Kleintierzucht und Selbständigkeit. Das Benson-Institut arbeitet
seit 1975 mit verarmten Familien vom Land daran, die Lebensqualität
von Menschen in aller Welt durch eigene Lebensmittelherstellung,
bessere Ernährung und bessere Gesundheit zu erhöhen. Wie von
Präsident Ezra Taft Benson vorhergesagt, erfüllt das Institut, das
nun mit den Latter-day Saint Charities unter dem Dach der
Wohlfahrtsabteilung der Kirche zusammengeschlossen ist, den Zweck,
die Erfahrungen und Entdeckungen der vergangenen 30 Jahre
hunderttausenden Menschen in aller Welt zugute kommen zu lassen.
Vom Kunsthandwerk zur Landwirtschaft In der Vergangenheit
bezogen die meisten Otavalo-Indianer, die hoch in den
ecuadorianischen Anden leben, ihre Einkünfte aus selbst gefertigten
Textilwaren, die sie auf dem Markt an Touristen verkauften. In den
späten 90er Jahren jedoch stieg die Inflationsrate jährlich um über
60 Prozent, und billigere Importprodukte überschwemmten den
Textilmarkt. Am 11. September 2001 ereigneten sich die
Terroranschläge in den USA. Diese beiden Faktoren führten dazu,
dass sowohl die Kaufkraft der Einwohner Otavalos als auch die
Anzahl der Touristen rapide sanken.
„ Ich habe als Kunsthandwerker Decken hergestellt“, berichtet
Rafael De La Torre. „Ich konnte meine zwölfköpfige Familie
preiswert ernähren, ohne selbst etwas anzubauen. Als aber nach den
Terrorangriffen in Amerika viel weniger Touristen kamen, konnte ich
es mir nicht mehr leisten, große Mengen Lebensmittel einzukaufen.
Meine Familie hat sehr leiden müssen.“ Familie De La Torre wohnt in
San Luis de Agualongo an den Hängen des Imbaburas, eines 4610 Meter
hohen Vulkans im Norden Ecuadors. Auf das Benson-Institut machte
sie ihr Pfahlpräsident aufmerksam. Die Mitarbeiter des
Benson-Instituts brachten Bruder De La Torre nicht nur bei, wie man
den Boden bestellt, sondern auch, wie man durch bessere
Anbaumethoden, Düngung und Fruchtwechselwirtschaft die
größtmögliche Ernte erzielt. Schon bald darauf baute er Bohnen,
Mais, Kartoffeln und weitere Gemüsesorten an und züchtete
Meerschweinchen und Hühner. „ Meiner Familie geht es jetzt
insgesamt viel besser“, erzählt Bruder De La Torre. „Das
Benson-Institut war uns eine große Hilfe. Bevor dessen Fachleute
hier eintrafen, hatten wir keinen Lebensmittelvorrat. Jetzt haben
wir große Mengen Mais, Kartoffeln, Bohnen und Weizen eingelagert.“
„ Rafael [De La Torre] besaß einen Hektar Land, den er überhaupt
nicht nutzte“, erklärt Renzo Macas, ein Landwirtschaftsexperte des
Benson-Instituts in Ecuador. „Sein Erfolg geht darauf zurück, dass
die Familie ihre eigenen Feldfrüchte anbauen konnte – ein wichtiger
Punkt, denn viel Geld für Lebensmittel hatten sie nicht. Rafael hat
in dem Programm sehr gute Arbeit geleistet. Neues Saatgut entnimmt
er der eigenen Ernte, er braucht also keines mehr zu kaufen. Es ist
bereits ein Jahr her, dass er unser Programm abgeschlossen hat, und
seine Familie hält sich nach wie vor an das Modell für Kleinbauern,
das wir ihr gezeigt haben. Erst letzte Woche hat er 60 Säcke
Kartoffeln geerntet – und jeder davon wog 45 Kilo. 30 Säcke hat er
verkauft und den Rest für die Ernährung der Familie, als
Saatkartoffeln und zur Aufstockung des Vorrats zurückbehalten.“
Familie De La Torre hat zehn Kinder. Sie hat sich 1981 der Kirche
angeschlossen. Ihr ältester Sohn erfüllte eine Mission in Chile.
Bruder De La Torre ist Erster Ratgeber in der Bischofschaft seiner
Gemeinde. Flucht aus der Misere durch eigene
Lebensmittelproduktion Milton Yamberla und seine vierköpfige
Familie wohnen nur ein paar Kilometer von Familie De La Torre
entfernt. Bruder Yamberla ist Bischof der Gemeinde Pucar im Pfahl
Imbabura. Vor drei Jahren hatte der Pfahlpräsident Familie Yamberla
zwecks Unterstützung an das Benson-Institut verwiesen. Heute baut
Familie Yamberla erfolgreich sechs Arten Feldfrüchte an und züchtet
außerdem Hühner, Meerschweinchen und Kaninchen – und das alles auf
wenig mehr als nur einem Hektar Land. „ Familie Yamberla gehörte zu
den ersten elf Familien, die am Benson-Programm teilgenommen
haben“, sagt Richard Brimhall vom Benson-Institut. „In weniger als
zwei Jahren hat sie über viereinhalb Tonnen Weizen, Mais und Bohnen
geerntet und durch die Kleintiere fast 1400 Kilo hochwertiges
Eiweiß gewonnen. Es hat nur 18 Monate gedauert, bis sie
wirtschaftlich unabhängig war. Es lief sogar so gut, dass die
Familie ein gebrauchtes Auto anschaffen konnte – eine beispiellose
Leistung in dieser Gegend. Sie nutzt es als Transportmittel für
sich selbst und für andere und verdient zusätzliches Geld damit.
Nach dem Erfolg mit den ersten elf Familien beantragten die
Priestertumsführer, das Programm auf 60 Familien zu erweitern –
jeweils 30 aus den beiden Pfählen im Raum Otavalo.“ „ Bereits drei
ertragreiche Ernten genügen, um die eigene Lebensmittelversorgung
sicherzustellen“, so Allen Christensen, Leiter des
Benson-Instituts. „Aber für den Anfang brauchen die Familien erst
einmal Hilfe. Ohne entsprechende Schulung und Unterstützung ist es
nahezu unmöglich, die erste Sprosse auf der Erfolgsleiter zu
erklimmen. Das liegt ganz einfach außer Reichweite. Wenn die erste
Sprosse aber erst einmal erklommen ist, ist der wirtschaftliche
Aufstieg rasant. ... Das Benson-Institut überbrückt die Lücke durch
Schulungen, besseres Saatgut, Düngemittel sowie bessere Anbau- und
Feldbewirtschaftungsmethoden“, so Bruder Christensen weiter. „Eine
Familie bekommt für den Anfang ein paar Kleintiere zur
Eiweißproduktion. Sind erst einmal drei ertragreiche Ernten in
Folge eingefahren, kann sie genügend Lebensmittel für den
Eigenbedarf anbauen. Den Überschuss kann sie auf dem Markt
verkaufen. Von den Einnahmen wiederum wird dann Dünger und anderes
angeschafft, was man für den Ackerbau benötigt, und allmählich kann
sie dann auch einen Lebensmittelvorrat anlegen. Und was am
wichtigsten ist: Der allgemeine Gesundheitszustand hat sich
gebessert.“ Die ganze Familie hilft mit Etwa acht Kilometer
entfernt steht das bescheidene Haus von Diaz Yamberla. Schwester
Yamberla ist alleinerziehend und bei der Lebensmittelproduktion
stark auf ihre Kinder angewiesen. Jedes Jahr bauen sie Mais und
Kartoffeln an und bestellen einen großen Gemüsegarten. Da sie sich
nach dem Modell des Benson-Instituts richten, deckt die Ernte den
Lebensmittelbedarf der Familie zum Großteil ab. Schwester Yamberla
bekommt auch Unterstützung von ihren zwei verheirateten Schwestern,
die in der Nähe wohnen, versorgt sich jedoch größtenteils selbst.
Wie die anderen Familien im Benson-Programm kann sich auch Familie
Yamberla keine Schafe oder Rinder leisten, und so züchtet sie
Kleintiere wie Kaninchen und Meerschweinchen sowie Hühner für die
Eiweißproduktion. „ Was wir in Schwellenländern immer wieder
beobachten, ist, dass man dort Landwirtschaft betreibt wie seit
Urzeiten“, erklärt Bruder Christensen. „Die Agrarrevolution des
letzten Jahrhunderts ist an ihnen spurlos vorübergegangen. Wir
bedienen uns ganz einfacher Methoden – dichter Anbau und Düngung –
und zeigen, wie man die Ernte verbessern kann. Das braucht einem
kein staatlicher Landwirtschaftshelfer abzunehmen. Der ganze Erfolg
beruht auf Regen. Da der Regen jedoch nur 50 Prozent der Zeit
ausreicht, dauert es drei bis fünf Jahre, bis man genügend eigene
Lebensmittel produziert und imstande ist, den Überschuss auf dem
Markt zu verkaufen.“ Unterstützung seit drei Jahrzehnten 32
Jahre lang war das Benson-Institut eine Forschungsabteilung der
Brigham-Young-Universität. Im Januar 2008 wurde das Institut mit
der Wohlfahrtsabteilung der Kirche – dem Humanitären Dienst –
zusammengeschlossen. „Fast 4000 Familien in Guatemala, Bolivien,
Mexiko, Ecuador, Ghana, Marokko und in US-Reservaten haben am
Programm des Benson-Instituts teilgenommen“, berichtet Luis
Espinoza vom Benson-Institut. „Wir prüfen derzeit, ob sich das
Programm auch auf weitere Länder ausdehnen lässt.“ „ Präsident Ezra
Taft Benson hat uns beauftragt, dieses Programm zu den Ärmsten der
Armen zu bringen“, ergänzt Bruder Brimhall, „darum sagen wir den
Familien stets, dass sie zuallererst für sich selbst sorgen müssen.
Anstatt nur eine Art Feldfrüchte anzubauen, erklären wir den
Familien, dass sie eine ganze Reihe verschiedener Feldfrüchte
anbauen müssen, um ihren Bedarf zu decken. Dazu gehört auch, dass
Anbaufrüchte verkauft werden. Auf einem Hektar Land kann eine
Familie genügend Lebensmittel für sieben Personen erwirtschaften
und trotzdem einen Überschuss erzielen, der auf dem Markt verkauft
werden kann. Überall sonst auf der Welt verkaufen Landwirte ihre
gesamte Ernte auf dem Markt und kaufen dann zurück, was ihre
Familie braucht. In diesem Sinne ist das Benson-Programm also
revolutionär. Außerdem versetzt es die Mitglieder in die Lage, ihre
Kinder zur Schule oder auf Mission zu schicken. So gut funktioniert
es – besonders, wenn man zweimal im Jahr eine Ernte einfahren kann,
wie in Ecuador.“ – Howard Collett ist Mitarbeiter und Fotograf
der LDS Philanthropies in Provo in Utah
Hinweis an Journalisten:Bitte verwenden Sie bei der Berichterstattung über die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage bei deren ersten Nennung den vollständigen Namen der Kirche. Weitere Informationen hierzu im Bereich Name der Kirche.