"Der Umweltschutz führt zu nichts, weil er nicht mit unserer bis
in die Zeit Abrahams zurückreichenden Vorstellung von Land im
Einklang steht. Wir missbrauchen Land, weil wir es als Gut
betrachten, das uns gehört." Aldo Leopold, A Sand County Almanac
Die Menschheit war in den letzten Jahrhunderten mit großem
Wohlstand gesegnet. Damit geht allerdings auch eine Umweltkrise
einher, deren Tragweite wir gerade erst zu ermessen beginnen. Die
Hauptschuld an dieser Krise wird oft der abendländischen Religion
gegeben. Diese Schuldzuweisung beruht hauptsächlich auf der
Behauptung, dass unsere derzeitige Beziehung zur Natur von den
Dogmen menschlicher Dominanz und des einzigartigen Wertes des
Menschen geprägt sei, die der Erde und den Geschöpfen darauf nur
den Nutzen zugestehen, den der Mensch aus ihnen zieht. Als
Gegenreaktion dazu ist die Umweltschutzbewegung entstanden, die oft
dazu neigt, den Wert des Menschenlebens zu schmälern. Der moderne
Gläubige sieht sich gezwungen, eine Lehre, die die Bedeutung des
Menschen auf dieser Erde hervorhebt, mit einer Ethik in Einklang zu
bringen, die das Gedeihen allen Lebens anerkennt. Kann eine Lehre,
deren Mittelpunkt der Mensch ist, die Vorstellungen und
Verhaltensweisen unterstützen, die von einer Morallehre bestimmt
werden, die allen Lebensformen ihren Wert zuschreibt? Joseph Smith
war dieser Ansicht.
Seine Haltung bezüglich unserer Treuhandschaft für die Schöpfung
und deren Erhaltung beruht auf theologischen Grundsätzen.
Joseph Smith hat gelehrt, dass jedes Lebewesen, das Gott geschaffen
hat, eine ewige Seele hat. Wie der Mensch wird auch jedes Geschöpf
auferstehen und in ewigem Glück fortbestehen. Als intelligentes und
beseeltes Wesen kann jedes Geschöpf Gottes auf Erden das Maß seiner
Erschaffung erfüllen und Freude empfinden. Wer ohne berechtigten
Grund ein Geschöpf daran hindert, diese Freude zu erfahren, begeht
in Gottes Augen eine Sünde.
Wir Menschen unterscheiden uns von den anderen Lebewesen dadurch,
dass wir geistig gezeugte Söhne und Töchter des Vaters im Himmel
sind und auf Erden einen besonderen Zweck zu erfüllen haben. Die
vielfach kritisierte Lehre, dass Gott seinen Kindern die Herrschaft
über die Erde übertragen hat, ist jedoch keinesfalls als Freibrief
für Unterdrückung und Zerstörung zu verstehen, vielmehr erlegt sie
dem Menschen die Verpflichtung auf, die Welt zu erhalten und Gutes
zu tun. Joseph Smith hat eindeutig klargestellt, dass wir nicht
Eigentümer, sondern Treuhänder sind, die dem Herrn eines Tages
Rechenschaft ablegen müssen. Die Treuhandschaft für die Segnungen
der Erde ist nicht nur eine Grundbedingung dafür, dass sich die
Absichten Gottes in Bezug auf den Menschen erfüllen, sondern sie
ist auch wesentlich für das Wohlergehen aller anderen
Lebensformen.
Dieser Treuhandschaft kommt der Mensch dadurch nach, dass er für
Selbstbeherrschung eintritt und Selbstbeherrschung übt9. Vielleicht
hat Joseph Smith den Zwiespalt vorhergesehen, den wir momentan
erleben, weil wir einerseits den Wohlstand der Menschheit fördern
und andererseits die Natur erhalten wollen. Jedenfalls hat er
gelehrt, dass es Sünde ist, wenn man der Schöpfung Gewalt antut.
Der Mensch ist nur gerechtfertigt, solange er sich im Rahmen dessen
bewegt, was er wirklich braucht.
Joseph Smith hat in der Treuhandschaft für die Schöpfung nicht nur
eine Verantwortung gesehen. Sie deckte sich für ihn auch mit den
Merkmalen der Liebe Gottes, die den ewigen Fortschritt und das
Wohlergehen allen Lebens im Sinn hat. Die Heiligen der Letzten Tage
stehen vor der Herausforderung, dieser Liebe nachzueifern. Joseph
Smith hat gesagt, dass die Liebe zur Schöpfung wesentlich dazu
beitragen werde, dass die Prophezeiungen über die tausendjährige
Friedensherrschaft Jesu Christi in Erfüllung gehen:
Wie soll die Schlange jemals ihre Giftigkeit verlieren, solange die
Knechte Gottes dieselbe Veranlagung besitzen und ihr dauernd
nachstellen? Der Mensch muss vor dem unvernünftigen Tier arglos
werden, und wenn er seine bösartige Einstellung verliert und
aufhört, die Tierwelt zu zerstören, dann können der Löwe und das
Lamm beieinander liegen, und ein Säugling kann ungefährdet mit der
Schlange spielen."
Hinsichtlich des Umweltgedankens war Joseph Smith ein
fortschrittlich denkender und handelnder Mensch. Er sprach schon
lange, bevor wir von der Anzahl der aussterbenden Arten und dem
Grund dafür erfuhren, von Güte gegenüber allen Geschöpfen auf der
Erde. Noch ehe den Menschen die Folgen der Wüstenbildung, der
Ausbreitung der Städte und der Rohstoffausbeutung klar wurden,
predigte er Besonnenheit im Umgang mit den Ressourcen der Erde.
Joseph Smith ging auf die Beziehung des Menschen zur Schöpfung zu
einem Zeitpunkt ein, da es noch überall unberührte Natur gab. Er
mahnte auch an, dass Achtung vor der Schöpfung nicht nur dienlich,
sondern entscheidend für den ist, der ein glaubenstreues Kind
Gottes sein möchte.
1. Lynn White Jr., "The Historical Roots of Our Ecological Crisis",
Science 155, 1967, Seite 1203-1207
2. Siehe Köstliche Perle, Mose 3:4-9
3. Lehre und Bündnisse 77:2,3; siehe auch Joseph Smith, Lehren des
Propheten Joseph Smith, Hg. Joseph Fielding Smith, Frankfurt am
Main, Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, 1983,
Seite 295f.
4. Siehe Joseph Fielding Smith, Answers to Gospel Questions, Salt
Lake City, Deseret
Book Co., 1963, Band 4, Seite 42-47
5. Siehe Lehre und Bündnisse 76:24
6. Siehe Lehren des Propheten Joseph Smith, Seite 70; Brigham
Young, Deseret News, 18. Juli 1860, Seite 153
7. Siehe Lehre und Bündnisse 104:11-18
8. Siehe Neal A. Maxwell, That Ye May Believe, Salt Lake City,
Bookcraft, 1992, Seite 75
9. Siehe Ezra Taft Benson, Teachings of Ezra Taft Benson, Salt Lake
City, Bookcraft, 1988, Seite 656
10. Siehe Lehre und Bündnisse 59:20
11. Lehren des Propheten Joseph Smith, Seite 73
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