Humanitäre Hilfe der Kirche erläutert
H. David Burton, Präsidierender Bischof der Kirche
Bischof H. David Burton erläuterte die humanitäre Hilfe der Kirche
während 178. Frühjahrs-Generalkonferenz im April 2008.
Hier der vollständige Text seiner Ansprache:
Und wer ist mein Nächster?
Von ganzem Herzen danken wir den vielen Menschen, die die
barmherzigen Samariter unserer Zeit sind. Guten Abend. Heute
bekommen die Schriftstellen „Was ihr für einen meiner geringsten
Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Matthäus 25:40) und
„Gedenkt in allem der Armen und der Bedürftigen“ (LuB 52:40) eine
besondere Bedeutung, denn wir blicken auf die Höhepunkte unserer
humanitären Hilfe im letzten Jahr zurück.
Vor kurzem wurde dem Allgemeinen Wohlfahrtskomitee der Kirche ein
Bericht über die humanitäre Hilfe übergeben. Der damalige
Vorsitzende des Komitees, Präsident Gordon B. Hinckley, bekundete
seinen tief empfundenen Dank für die Großzügigkeit der Mitglieder
und Andersgläubiger, die dies überhaupt ermöglicht hat. Im Namen
des Allgemeinen Wohlfahrtskomitees danken wir den vielen
Einzelpersonen, Familien, Kollegien und FHV- und JD-Gruppen, die
die barmherzigen Samariter unserer Zeit sind, von ganzem
Herzen.
2007 reagierte die Kirche auf schwere Erdbeben in 5 Ländern,
verheerende Brände in 6 Ländern, Dürre und Hungersnot in 18 Ländern
und Überschwemmungen und schwere Stürme in 34 Ländern. Insgesamt
haben die Kirche und ihre Mitglieder bei 170 größeren Vorfällen
Hilfe geleistet, im Durchschnitt also fast jeden zweiten Tag. Es
war ein ereignisreiches Jahr mit vielen Gelegenheiten zu
dienen.
Zusätzlich zu den Einsätzen bei Naturkatastrophen führten wir in
dem Jahr noch tausende Aktionen im Gesundheitswesen durch. Mehr als
eine Million Menschen in 25 Ländern profitierten von den von der
Kirche finanzierten Projekten für sauberes Wasser. Mehr als 60 500
Menschen in 60 Ländern erhielten einen Rollstuhl. Anfang dieses
Jahres waren meine Frau und ich sowie die Präsidentschaft des
Gebietes Südamerika Nord und auch die Frau des kolumbianischen
Präsidenten mit dabei, als Rollstühle übergeben wurden. Viele
hatten Tränen in den Augen, als die Empfänger und deren Betreuer
ihren Dank zum Ausdruck brachten. In 11 Ländern können sich mehr
als 54 000 Menschen über die Verbesserung ihrer Sehkraft freuen.
Über 16 500 medizinische Fachkräfte in 23 Ländern lernten, wie man
Neugeborene wiederbelebt; diese Fachkräfte wiederum können viele
weitere ausbilden. Bei einer Kampagne zur Ausrottung der Masern
erhielten 2,8 Millionen Kinder und Jugendliche in 10 Ländern eine
Schutzimpfung. Insgesamt konnte durch diese Hilfsprojekte fast 4
Millionen Menschen in 85 Ländern geholfen werden.
Bei einem Erdbeben der Stärke 8,0 kamen im August im Süden Perus
520 Menschen ums Leben und mehr als 58 000 Häuser wurden zerstört.
Alle 29 Pfähle in Lima bewiesen auf wundervolle Weise Liebe und
Mitgefühl, als sie den Gemeinden in der zerstörten Region Hilfe
leisteten.
Mit der großartigen Hilfe von Missionaren wird gerade geplant, wie
man den Menschen beim Wiederaufbau ihrer Häuser und ihres Lebens
helfen und auch mehrere Schulen neu errichten kann. Es werden bis
zu 400 Häuser gebaut werden, und der Großteil der Arbeit wird von
einzelnen Menschen, Freunden und der Familie verrichtet. Elder Alan
Layton und seine Frau leiten die Aufsicht, die Koordination und die
Ausbildung der Helfer.
Ende des Jahres brachen in Südkalifornien durch das trockene Wetter
und heftige Winde Waldbrände aus. Über eine Million Menschen
mussten ihre Häuser verlassen. Mindestens 1500 Häuser wurden
zerstört. Die Kirche stellte Reinigungssets, Decken,
Hygienepäckchen und Lebensmittel zur Verfügung. Mehr als 5000
Helfer der Mormon Helping Hands räumten gemeinsam mit Missionaren
auf, kochten, spendeten Trost und kümmerten sich um die
Betroffenen.
In einem Dankesbrief heißt es: „Bitte sagen Sie all den Heiligen
der Letzten Tage, die in meiner Nachbarschaft so fleißig gearbeitet
haben, ein herzliches Dankeschön. Bei den Mormonen gab es stets
eine Mahlzeit, sie waren immer bereit, uns zu umarmen oder mit uns
zu beten, und sie halfen bei Reparatur- und Aufräumarbeiten. Sie …
machen uns Mut, spenden Trost und setzen in den San Diego Hills
Häuser instand.“1
Ein Pfahlpräsident sagt über dieses Erlebnis: „Eines unserer
Projekte war Hilfe bei den Aufräumarbeiten rund um die örtliche
Baptistengemeinde. … Wir schickten 25 Jugendliche hin. … Die
Baptisten sagten, dass sie jede Menge Donuts und Kaffee für uns
hätten. Wir sagten ihnen, dass der Kaffee wohl kalt werden würde,
dass unsere Jugendlichen aber alle Donuts essen würden, die sie
heranschaffen können!“2
Heftige Regenfälle führten im Mittleren Westen der Vereinigten
Staaten, in Oregon und in Washington zu Überschwemmungen.
Freiwillige Helfer eilten mit Material aus dem Vorratshaus des
Bischofs den Notleidenden zu Hilfe.
Als Repräsentanten der Kirche in Findlay, Ohio, dem örtlichen Roten
Kreuz eine Spende überreichten, entdeckte eine Passantin sie mit
ihren gelben T-Shirts der Mormon Helping Hands. Sie kam herein,
hielt ihr Fotohandy hoch, auf dem ein Foto vier solcher Helfer war,
und rief: „Diese Leute haben gerade mein Haus
gerettet!“3 Dann umarmte sie alle, die sie
sah.
Eine Schiffsladung Lebensmittel wurde an eine Versorgungsstelle vor
Ort geliefert. Als die Lieferung ankam, war der Leiter völlig
überrascht und fragte: „Woher wussten Sie das? Ich habe eben den
letzten Laib Brot ausgegeben und wollte gerade zuschließen. Woher
wussten Sie das?“
An einer mit der Weltgesundheitsorganisation durchgeführten
Maßnahme zur Ausrottung der Masern, einer Krankheit, an der jedes
Jahr fast eine Million Kinder sterben, beteiligten sich über 54 000
Mitglieder der Kirche ehrenamtlich. Ein Mitglied aus Nigeria
schrieb: „Ich nenne unsere Arbeit die ‚Rettung der Unschuldigen‘.
Wir gingen von Haus zu Haus, von Rathaus zu Rathaus. Eine Frau
erzählte uns, dass drei ihrer Kinder an Masern gestorben sind. Sie
erzählte ihre Geschichte so eindrucksvoll und gefühlvoll, dass
jeder im Raum Tränen in den Augen hatte, auch ich.“ Unser
freiwilliger Helfer stellte fest: „Das, was man für sich selbst
tut, vergeht, wenn man nicht mehr lebt, aber das, was man für
andere tut, bleibt als Vermächtnis.“4
Auch im vierten Jahr nach dem Tsunami in Indonesien und im Süden
Asiens bemühen wir uns, denen zu helfen, die alles verloren haben.
Die Kirche stellte Geldmittel für den Bau von 902 Häusern, 3
Gemeindezentren, Wasserleitungen für 24 Dörfer, 15 Schulen und 3
medizinischen Versorgungsstellen zur Verfügung. Ein Ortsvorsteher
sagte: „Die Menschen hier freuen sich sehr, weil sie jetzt ein
Gemeindezentrum haben. … Es ist ein Ort, an dem wir beten … und
unsere Kinder unterrichten können. … Wir danken der Kirche, dass
sie dieses Haus für unsere Leute gebaut hat. Wir werden Gott
bitten, der Kirche in der Zukunft Segnungen und Erfolg zu schenken.
Danke!“5
In Äthiopien halfen Dorfgemeinschaften mit, Zugang zu sauberem
Trinkwasser zu ermöglichen. Die Kirche bohrte Brunnen und baute
Wassertanks. Die Dorfgemeinschaften gründeten ein Wasserkomitee und
gruben die Rinnen, die man braucht, um das Wasser aus den
Wassertanks in jedes Dorf zu leiten. In einigen Fällen betrug die
Entfernung mehr als fünf Kilometer.
Einige Dörfer hatten Probleme, ihrer Verpflichtung bei der
Aushebung der Rinnen nachzukommen. Der Boden war hart, trocken und
voller Lehm, dadurch war das Graben sehr schwierig. In einem Dorf
unterbrach eine Schule mit 1500 Schülern den normalen
Unterrichtsablauf für eine Weile, und jeder half dabei, die
restlichen Abschnitte der Rinne auszuheben. Als sie bei der Arbeit
waren, kamen weitere Dorfbewohner und halfen mit. Einmal gab es
dort eine anderthalb Kilometer lange Reihe grabender
Menschen.
Ich danke Ihnen für Ihr Mitgefühl, Ihre Güte und Ihre
Großzügigkeit. Mögen wir auch weiterhin die Last unseres Nächsten
leichter machen, die Mutlosen aufrichten und unterstützen, unsere
Geldbörse öffnen, um den Armen beizustehen, und hilfreich unsere
Hände ausstrecken. Ich gebe Zeugnis von der Göttlichkeit des Herrn
Jesus Christus und von seinem Evangelium, und ich bete, dass wir
auch weiterhin als wahre Jünger gesegnet werden, wenn wir in aller
Stille anderen Gutes tun. Im Namen Jesu Christi. Amen.
Anmerkungen
1 Laura Ridge-Cosby, San Diego, Kalifornien, eine Karte,
die sie von sich aus an den Wohlfahrtsdienst schickte
2 Gary Sabin, Präsident des Pfahles Poway in
Kalifornien, in einer E-Mail an Garry Flake
3 Nach einem Bericht von Vincent Jones, Bischof der
Gemeinde Findlay im Pfahl Toledo in Ohio
4 Kalu Iche Kalu, der Koordinator der Masernkampagne für
den Pfahl Aba in Nigeria
5 Mohammed Johan, Calang, Indonesien
Hinweis an Journalisten:Bitte verwenden Sie bei der Berichterstattung über die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage bei deren ersten Nennung den vollständigen Namen der Kirche. Weitere Informationen hierzu im Bereich Name der Kirche.