Seit den Tagen Adams besteht das Gebot des Herrn an seine
Kinder, dass sie einander lieben sollen. Und doch beklagt er
gleichzeitig die Tatsache, dass viele von ihnen keine Zuneigung
empfinden und ihr eigenes Blut hassen. (1) Unser Vater im Himmel
weiß, dass das kostbare Geschenk des ewigen Lebens für seine Kinder
nur erreichbar ist, wenn sie bereit sind, Gott als ihren Vater zu
lieben, und wenn sie einander in Liebe und Einigkeit verbunden
sind. Der Erretter betete für seine Jünger: „Alle sollen eins sein:
Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in
uns sein.“ (2) Und er bestätigte Adam nach dessen Taufe: „Siehe, du
bist eins in mir, ein Sohn Gottes; und so können alle meine Söhne
werden. Amen.“ (3) Der Herr wies den Propheten Joseph an, zu
erklären, dass ein jeder seinen Bruder so hoch schätzen solle wie
sich selbst und dass sie eins sein sollten. Er warnte: „Seid eins;
und wenn ihr nicht eins seid, dann seid ihr nicht mein.“ (4) Ich
habe oft über den wichtigen Grundsatz Einigkeit nachgedacht und
darüber, was ihn so bedeutsam macht. Ich bin zu dem Schluss
gekommen, dass man durch Einigkeit Kraft empfängt, kräftiger wird
und seine Kraft behält. Sie befähigt uns, jedes Hindernis zu
überwinden, jede Bestimmung zu erfüllen und allen unerwünschten
Einflüssen zu widerstehen, denen wir oder unsere Familie ausgesetzt
sein könnten. Wenn wir uns im Leben an den Grundsatz Einigkeit
halten, werden wir uns nicht fürchten, Gutes zu tun. Der Herr hat
verheißen: „Lasst Erde und Hölle sich gegen euch verbinden, denn
wenn ihr auf meinem Felsen gebaut seid, können sie euch nicht
überwältigen.“ (5) Wilford Woodruff sagte: „Man braucht wohl nicht
viele Argumente anzuführen, um zu beweisen, dass Einigkeit Kraft
bedeutet und dass ein einiges Volk Macht hat, die ein gespaltenes
Volk nicht besitzt.“ Weiter sagte er: „Auch den Heiligen Gottes
kann es nicht wohl ergehen, wenn sie nicht einig sind.“ (6)
Andererseits müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass
Uneinigkeit ins Elend und in den Untergang führt. Der Herr mahnte:
„Jedes Reich, das in sich gespalten ist, geht zugrunde, und keine
Stadt und keine Familie, die in sich gespalten ist, wird Bestand
haben.“ (7) Das ist in jeder erdenklichen Lebenslage, in der wir
uns befinden können, nur zu wahr. Wenn ich mich als Mensch bewähren
und erfolgreich und glücklich sein will, muss ich „mit mir selbst
und mit Gott eins sein“. Wenn wir uns in der Ehe oder der Familie
bewähren und erfolgreich und glücklich sein wollen, müssen wir eins
sein. Wenn wir uns in der Gemeinde oder im Pfahl bewähren und
erfolgreich und glücklich sein wollen, müssen wir eins sein. In
allen Fällen führt Uneinigkeit ins Elend. Sie schwächt unsere
Fähigkeit, uns zu bewähren und Fortschritt zu machen. Das Ergebnis
ist, dass man unglücklich und oftmals verbittert wird. Sind wir
aber einig, werden wir selbst in einer scheinbar hoffnungslosen
Lage erfolgreich sein. Mir gefällt die folgende Fabel sehr gut: „Es
war einmal eine Taubenschar, die auf der Suche nach Nahrung von
ihrem König angeführt wurde. Eines Tages waren sie eine lange
Strecke geflogen und sehr müde. Der Taubenkönig spornte sie an,
noch ein wenig weiter zu fliegen. Die kleinste Taube wurde immer
schneller und entdeckte etwas Reis, der unter einem Feigenbaum
verstreut lag. Daraufhin landeten alle Tauben und begannen zu
essen. Plötzlich fiel ein Netz auf sie herab, und sie saßen alle in
der Falle. Sie sahen einen Jäger kommen, der einen großen Knüppel
bei sich hatte. Verzweifelt schlugen die Tauben mit den Flügeln, um
herauszukommen, aber es nützte nichts. Da hatte der König eine
Idee. Er befahl den Tauben, gemeinsam aufzufliegen und das Netz
dabei mitzunehmen. Er sagte, in der Einigkeit liege Kraft. Jede
Taube nahm ein Stück Netz in den Schnabel, und gemeinsam flogen sie
davon und schleppten das Netz mit sich. Der Jäger blickte erstaunt
in die Höhe. Er versuchte, ihnen zu folgen, aber sie zogen hoch
über Berg und Tal davon. Sie flogen zu einer Anhöhe in der Nähe
einer Tempelanlage, wo eine Maus lebte, die ihnen helfen konnte.
Sie war ein treuer Freund des Taubenkönigs. Als die Maus den Lärm
der herannahenden Vögel hörte, versteckte sie sich. Doch der
Taubenkönig lockte sie mit sanften Tönen hervor, und so freute sich
die Maus über das Wiedersehen. Der Taubenkönig erklärte, dass sie
in eine Falle geraten waren und die Hilfe der Maus brauchten. Sie
solle das Netz mit ihren Zähnen durchnagen und sie befreien. Die
Maus war einverstanden, wollte jedoch zuerst den König befreien.
Der König bestand aber darauf, dass sie erst seine Untertanen
befreite und ihn zuletzt. Die Maus erkannte, was der König dachte,
und fügte sich seinem Wunsch. Sie begann, das Netz zu zernagen, und
so kamen nach und nach alle Tauben frei bis hin zum Taubenkönig.
Sie bedankten sich alle bei der Maus und flogen gemeinsam fort,
vereint in ihrer Kraft.“ (8) Diese Geschichte schildert den
Grundsatz Einigkeit und seine Macht sehr schön. Welche Bedenken wir
auch haben mögen, wie schwierig ein Auftrag auch erscheinen mag –
wenn wir ihn vereint angehen, haben wir gute Aussichten, unser Ziel
zu erreichen und unsere Aufgabe zu erfüllen. Unser Vater im Himmel
gibt uns im Schriftenführer ein vollkommenes Beispiel, was
Einigkeit betrifft. Dort lesen wir über sie (die Gottheit): „Diese
drei Personen sind eins in vollkommener Einigkeit und
Übereinstimmung in Absicht und Lehre.“ (9) Wir sind aufgefordert,
als Mann und Frau, die bestrebt sind, rechtschaffene Kinder
großzuziehen, ihrem Beispiel zu folgen. In unseren Berufungen in
der Kirche brauchen wir Einigkeit, wenn wir in den Gemeinden und
Pfählen darüber beraten, wie wir den Kindern des himmlischen Vaters
die Errettung bringen. Einigkeit in unserer Rechtschaffenheit und
in unseren Wünschen verbindet uns im Herzen, sie verbindet uns mit
den Mächten des Himmels, und sie ebnet Inspiration und Offenbarung
den Weg. Wir werden dann wirklich ein Werkzeug in den Händen des
Herrn, um Seelen zu erretten. Einigkeit ist wichtiger, als Recht zu
haben. Elder George Q. Cannon sagte: „Ich nehme an, jeder von uns
macht gern, was er will. Bei mir ist es so. Ich gebe bereitwillig
zu, dass ich gern mache, was ich will. Ich mag aber das, was ich
will, nicht gern genug, dass ich es dem, was meine Brüder wollen,
entgegensetze. Dies ist unsere Pflicht als Erste Präsidentschaft
der Kirche. Es ist die Pflicht einer jeden Präsidentschaft oder
Leitung in der Kirche. Der Präsident eines Pfahles und seine
Ratgeber, der Bischof und seine Ratgeber und alle, die eine
leitende Stellung bekleiden, müssen vereint sein. Es ist unsere
Pflicht als Erste Präsidentschaft der Kirche, dieses Gefühl des
Vereintseins zu erreichen, für das der Erretter gebetet hat, und
eins zu sein und unsere Regungen zu unterdrücken; und wenn zwei in
einer Sache einig sind und der Dritte hat keine Vorstellung davon,
dann soll er sagen: ,Ich schließe mich euch an. Keine Regung, die
mir ins Herz dringt, soll zwischen euch und mir stehen.‘“ (10) Wir
sind also nicht nur aufgefordert, vereint zu sein, es ist auch
wichtiger, einig zu sein, als einem ausgezeichneten Plan zu folgen,
dem aber nicht alle zustimmen können. Ich zitiere abermals
Präsident Cannon: „Nehmen wir an, ein Mann verfügt über mehr
Weisheit als ein anderer – dann ist es trotzdem besser, einem nicht
ganz so weisen Plan zu folgen, über den man sich aber einig ist.
Allgemein gesprochen: Ein Vorhaben oder Verfahren, das in
mancherlei Hinsicht unbefriedigend ist, über das man sich aber
einig ist, vermag mehr zu bewirken als ein besseres, über das man
geteilter Ansicht ist.“ (11) Wenn wir unseren verschiedenen
Pflichten und Aufträgen nachkommen, wollen wir es in Einigkeit tun.
Wir erreichen ein höheres Maß an Frieden, ein höheres Maß an
Inspiration und ein höheres Maß an Leistung und werden die
Auserwählten des Herrn sein. (12) ANMERKUNGEN
1. Siehe Mose 7:33
2. Johannes 17:21
3. Mose 6:68
4. Lehre und Bündnisse 38:27
5. Lehre und Bündnisse 6:34
6. Discourses of Wilford Woodruff, 1890, Seite 172, und Deseret
Weekly, 30. August 1890, Seite 305
7. Matthäus 12:25
8. Unity is Strength, Ajit Hari
Sahu,www.whereincity.com/stories/children/5909.html
9. Schriftenführer, „Gott, Gottheit“, Seite 81; siehe auch Johannes
17:21-23, 2 Nephi 31:21, 3 Nephi 11:27,36
10. Discourses and Writings of George Q. Cannon, George Q. Cannon,
Band 1; ausgewählt, bearbeitet und zusammengestellt von Jerreld I.
Newquist, 1957, Seite 207
11. ebda.
12. Siehe Johannes 17:9-11
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