In Zwickau gibt es abseits allen Trubels eine stille Zuflucht, geschmückt mit lauter Pfingstrosen, Tulpen, Narzissen, Schwertlilien und Traubenhyazinthen. Ein mit roten Ziegelsteinen gepflasterter Weg schlängelt sich durch frisch gemähte Rasenflächen. Im Schatten der Bäume, entlang der passend zum Weg eingefassten Blumenrabatten, laden Bänke zum Verweilen ein.
Das Ehepaar Müller nahm den Auftrag gern an und kümmert sich seither um die Anlage, die das Gemeindehaus umgibt.
Siegfried und Erika lernten sich 1957 in Bernburg kennen und wurden ein Paar. Mit der Heirat 1958 begannen sie ihr gemeinsames Leben unter dem wachsamen Auge der DDR.
Siegfried und Erika taten ihr Möglichstes. Mühevoll schrieben sie Leitfäden der Kirche ab, die dann Siegfried, der damals Distriktspräsident in der Mission war, an die Gemeindemissionsleiter überall in der DDR weitergab.
„Unser Haus steht jedermann offen“, sagt er. „Menschen aus allen möglichen Gesellschaftsschichten, Glaubensgemeinschaften und Kulturkreisen besuchen unseren Sportkurs. Leute aus der Umgebung kommen vorbei und spielen auf dem Rasen. Die Gemeinde bietet aber noch viel mehr – musikalische Betätigung, Aktivitäten der Frauenhilfsvereinigung, Konzerte von Bands, Supersamstage; und wir können häufig interessierte Besucher und Freunde der Kirche begrüßen.“
Zwischen den verschiedenen Veranstaltungen schauen Siegfried und Erika Müller mehrmals die Woche auf dem Grundstück nach dem Rechten.
„Das tun wir, weil wir den Herrn lieben“, sagt Erika.
„Dieses Haus ist dem Herrn geweiht“, ergänzt Siegfried. „Wenn er hierherkäme, wäre es mein Wunsch, dass er sich freut und sich hier wohlfühlt.“
Wenn Siegfried alles erledigt hat, klopft er häufig noch bei seinem Sohn an die Tür.
„Wenn er aus der Kirche nach Hause kommt, klopft er an und sagt: ‚Jetzt kann der Herr kommen‘“, erzählt Jörg. „Ich bin immer glücklich und zufrieden, wenn ich dieses Klopfen höre.“