Presseaussendung

Fachtagung feiert 10 Jahre Grazer Erklärung zum interreligiösen Dialog

In Graz wird Interreligiösität hochgehalten. Interreligiös zu sein bedeutet, Zurückgezogenheit zu vermeiden, Gemeinsamkeiten zu suchen und Unterschiede zu tolerieren. Festgehalten wurde dies bereits im Jahr 2013 in der Grazer Erklärung zum interreligiösen Dialog. Deren 10-jähriges Jubiläum durfte am 7. und 8. November im Rahmen der interreligiösen Fachtagung 2023 unter dem Titel: „Horizonte und Wirklichkeiten – Interreligiöses Zusammenleben im städtischen Raum“ gefeiert werden.

Die Veranstaltung wurde vom Interreligiösen Beirat der Stadt Graz, dem auch Abgesandte der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage angehören, in Kooperation mit der Privaten Pädagogischen Hochschule Augustinum und unter der hervorragenden Koordination von ComUnitySpirit, das im Afro-Asiatischen Institut Graz angesiedelt ist, organisiert und erfreute sich regen Interesses.

Die Frage, die es zu beantworten galt: „Was braucht es, damit interreligiöser Dialog (weiterhin) gelingt?“ Der Festredner des ersten Tages, Univ.-Prof. Mag. Dr. Leopold Neuhold, fand sehr klare Worte als er meinte, dass sich ein jeder von Gott zur Offenheit leiten lassen solle. Religiöse Institutionen dürften sich nicht nur mit der Selbstlegitimation beschäftigen, sondern müssten sich auch dem Gemeinsamen widmen und alte Denkmuster quittieren. Friede könne nicht nur mit einem Schrei nach Harmonie erreicht werden, sondern bedürfe einer funktionierenden Kultur der Konfliktbewältigung. „Es ist an der Zeit zuzuhören“ drangen die Worte durch den vollbesetzten Gemeinderatssaal im Grazer Rathaus.

Das Gehörtwerden, insbesondere von Jugendlichen, war auch in der anschließenden Podiumsdiskussion ein Thema. Jugendliche unterschiedlicher Religionsgemeinschaften forderten mehr Möglichkeiten nach Partizipation ein und stießen damit auf breite Resonanz.

Ein Denkanstoß, der nicht zuletzt ebenfalls aus der Diskussion resonierte: „Machen wir uns selbst stark, indem wir andere klein machen?“ Der Gedanke wurde am zweiten Tag der Fachtagung von Dr. Ralf Grünke, dem stellvertretenden Direktor für Kommunikation im Gebiet Europa Mitte der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage inhaltlich aufgegriffen.

Unter dem Thema „Herausforderungen kleiner Religionsgemeinschaften im interreligiösen Dialog“ stellte Dr. Grünke zunächst die berechtigte Frage: „Wer ist denn klein und wer ist nun groß?“ Nachdem die deutsche Familie Grünke während eines Sommerurlaubs in einer kleinen Ortschaft Kärntens einen evangelische Gottesdienst mit einer winzigen Kongregation besucht hatte, hielt der damals junge Ralf Grünke in seinem Tagebuch sein Erstaunen darüber fest, dass Religionsgemeinschaften, die mancherorts die Mehrheit darstellen, anderenorts eine Minderheit sind. Die Konklusion: niemand ist davor gefeit, sich irgendwo in der Welt in einer absoluten Minderheit wiederzufinden und jeder, der sich in einer solchen Situation befindet, profitiert von gelebter Interreligiösität.

In diesem Sinne forderte Dr. Grünke die Anwesenden dazu auf die Vielfalt des Glaubens in einer Gesellschaft durch eine Vielfalt an Initiativen abzubilden. Es brauche niederschwellige Formen der Beteiligung, wobei große Religionsgemeinschaften kleinere unterstützen müssten. Schließlich sollte Raum gemacht werden für „heiligen Neid“, zitierte er den evangelischen Theologen Krister Stendahl.

Die Fachtagung wurde abgerundet durch packende Diskussionsrunden zur Bedeutung und Rolle der Religion in Kunst und Kultur, der psychosozialen Gesundheit und in der Sozialpolitik.

Graz kann mit Stolz auf seine Errungenschaften in der interreligiösen Zusammenarbeit zurückblicken, resümierten mehrere Vortragende. Es bleiben jedoch auch weiterhin große Aufgaben zu bewältigen und gemeinsame Wege zu beschreiten. Das hat diese Fachtagung klar aufgezeigt.

Hinweis an Journalisten:Bitte verwenden Sie bei der Berichterstattung über die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage bei deren ersten Nennung den vollständigen Namen der Kirche. Weitere Informationen hierzu im Bereich Name der Kirche.