Seit einiger Zeit helfe ich zusammen mit anderen engagierten freiwilligen „Herrn Lehrern“ und „Frau Lehrerinnen“ bei der Lernbetreuung von Kindern mit Migrationshintergrund.
Ich kann mit Worten nicht ausdrücken, wie kostbar diese Kinder für mich geworden sind, wie viel Freude es bringt, mit ihnen zu arbeiten und wie viel Liebe ich zurückbekomme. Die manchmal etwas unsicher oder nachdenklich blickenden Gesichter strahlen, wenn sie über sich, ihre Freunde und vor allem über ihre eigene Familie erzählen können. Mir ist bewusst geworden, welchen Reichtum diese Kinder besitzen, der durch die Einwanderung ihrer (Groß-)Familien in unser Land gekommen ist.
Sie, die selbst zum Teil dramatische Erlebnisse hinter sich haben, lieben Geschichten, auch wenn sie nicht in ihrer Muttersprache erzählt werden. Vor allem die Mädchen tragen stolz ihre neu erworbenen oder aus der Schulbibliothek entlehnten Jugendbücher mit sich herum und wetteifern darin, wessen Buch am meisten Seiten oder wer am weitesten gelesen hat. Sie wissen, wie man jüngere Geschwister füttert und sie zum Lachen bringt. Die Burschen präsentieren ebenso stolz ihre Fotosammlungen zur Fußball-Europameisterschaft und haben bereits einige sehr feste Freundschaften geschlossen.
Wenn man mit ihnen einfach nur nett und freundlich umgeht, fragen sie erstaunt: „Sind Sie auch Moslem?“ Moslem, und damit einer „von ihnen“ zu sein, ist für sie der Inbegriff eines familiären Umgangs miteinander.
Heute haben mich zwei kleine Mädchen in ihre Familie aufgenommen, indem sie meinen Namen zu ihren Namen hinzugefügt und ein Herz darum gezeichnet haben (siehe das Foto). Es ist schön, Teil einer liebevollen Menschenfamilie zu sein.
