Ich fühle mich nicht gebunden, daran zu glauben, dass Gott, der
uns mit Verstand, Vernunft und Intelligenz ausgestattet hat,
möchte, dass wir davon Abstand nehmen, diese Gaben auch zu nutzen.
- Galileo - Es wird oft angenommen, dass ein höherer Bildungsstand
zu einer umso weltlicheren Gesinnung führt. Daran ist zwar etwas
Wahres, doch unter den Heiligen der Letzten Tage geht höhere
Bildung offenbar mit höherer Selbstverpflichtung in Belangen des
Glaubens und mit mehr Engagement in der Kirche einher.1 Zum
Beispiel haben die Mormonen in Amerika interessanterweise eine
überdurchschnittliche Anzahl Wissenschaftler hervorgebracht.2
Dieses Phänomen lässt sich direkt auf die Lehren von Joseph Smith
zurückführen. Seinen Anhängern sagte er am 27. Dezember 1832:
"Sucht eifrig und lehrt einander Worte der Weisheit; ja, sucht
Worte der Weisheit aus den besten Büchern; trachtet nach Wissen,
ja, durch Studium und auch durch Glauben."3 Diese Aussage gehört
heute zu den offiziellen heiligen Schriften der Kirche Jesu Christi
der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen). Brigham Young, der
Nachfolger von Joseph Smith, äußerte sich ähnlich: "Alle Weisheit,
jede Kunst und jede Wissenschaft der Welt stammt von Gott und ist
dazu bestimmt, seinem Volk zum Guten zu dienen."4 Die Heiligen der
Letzten Tage legen großen Wert auf gute Schulbildung, aber auch auf
spirituelle und sittliche Erziehung. Brigham Young rät, dass man
"ohne den Geist Gottes weder das Alphabet noch das Einmaleins
lehren soll".5 "Die Herrlichkeit Gottes ist Intelligenz", lautet
der Wahlspruch der Brigham-Young-Universität. Dieser Satz ist einer
Offenbarung an Joseph Smith aus dem Jahre 1833 entnommen. Sie
stellt "Intelligenz" nicht nur als technisches Begriffsvermögen
oder als Kenntnis wertneutraler Fakten dar, sondern als "Licht und
Wahrheit", die "jenen Bösen" verlassen.6 Die Heiligen der Letzten
Tage erhielten erstmals einen klar definierten, breit gefächerten
Lehrplan, als Joseph Smith im Jahre 1833 im Grenzland von Ohio die
Schule der Propheten gründete. Das geschah schon drei Jahre nach
der Gründung der Kirche. Die Schule der Propheten bot
Erwachsenenbildung mit den Schwerpunkten Geographie, englische
Grammatik, Hebräisch, Rechnen, Geschichte, Literatur, Philosophie,
Politik, Schreibkunst und Theologie an. Joseph Smiths Streben nach
Bildung und Wissen hat in der Kirche Spuren hinterlassen. Zum
Beispiel: 1841, während des kurzen Aufenthalts der Kirche in Nauvoo
im US-Bundesstaat Illinois, wurde nicht nur ein System öffentlicher
Schulen geschaffen, sondern auch die Universität der Stadt Nauvoo
gegründet. Die ersten Mormonenpioniere kamen im Juli 1847 im Tal
des Großen Salzsees an. Schon 1850 wurde die University of Deseret
gegründet, aus der später die staatliche University of Utah
hervorging. Die Kirche gründete in ihren Pioniersiedlungen im
amerikanischen Westen zahlreiche Akademien. Manche dieser Schulen
wurden später verkauft oder wurden staatliche Einrichtungen, so
beispielsweise das Dixie College, das Snow College, die Weber State
University, die Utah State University und das Eastern Arizona
Junior College. Das LDS Business College in Salt Lake City gehört
noch immer der Kirche. Eine Zeit lang bot die Kirche ihren
Mitgliedern in Amerikanisch-Samoa, Chile, Indonesien und Tahiti
eine Grundschulbildung an. Noch heute betreibt die Kirche in
Kiribati, Fidschi, Mexiko, Neuseeland, Tonga und West-Samoa
Internate mit Grund- und weiterführenden Schulen. Seit 2001 gibt es
den Ständigen Ausbildungsfonds. Im Rahmen dieses innovativen
Programms erhalten Studenten und Auszubildende in
Entwicklungsländern Darlehen, mit denen sie eine Berufsausbildung
finanzieren können, die ihnen Zugang zu anspruchsvolleren Berufen
ermöglicht. Durch einen großzügigen Rückzahlungsplan fließt das
Geld in den Fonds zurück und steht für weitere Förderungen zur
Verfügung. Die Brigham-Young-Universität zählt zu den größten
privaten Hochschulen der Welt und ist in Utah, Idaho und Hawaii
vertreten. Bestimmte Studienlehrgänge werden auch in ständigen
Zweigstellen der BYU in London, Nauvoo, Washington D.C., Jerusalem
und andernorts angeboten. Seit 1912 genießen Schüler zwischen 14
und 18 Jahren in den Seminaren der Kirche täglichen
Religionsunterricht. Heute finden Seminarkurse in rund 150 Ländern
statt. Seit 1926 gibt es im Umfeld von mehr als 1000 Universitäten
und sonstigen Hochschulen Religionsinstitute, an denen auch
Studenten ähnliche Kurse belegen können. Missionarsschulen in Utah
und in 16 Ländern außerhalb der USA bereiten die neu berufenen
Repräsentanten der Kirche auf ihren ehrenamtlichen Dienst in über
140 Ländern und Territorien vor. Ständig sind etwa 56 000 dieser
Missionare im Einsatz; sie sind auf jedem bevölkerten Kontinent zu
finden und informieren in über 75 Sprachen.
Das Lehrmaterial der Kirche ist in 175 Sprachen erhältlich. Joseph
Smith hat 1843 gesagt: "Jeglicher Grundzug der Intelligenz, den wir
uns in diesem Leben zu Eigen machen, wird mit uns in der
Auferstehung hervorkommen. Und wenn jemand in diesem Leben durch
seinen Eifer und Gehorsam mehr Wissen und Intelligenz erlangt hat
als irgendein anderer, so wird er in der künftigen Welt um so viel
im Vorteil sein."7 1. Stan L. Albrecht und Tim B. Heaton,
"Secularization, Higher Education and Religiosity", in Latter-day
Saint Social Life: Social Research on the LDS Church and Its
Members, Hg. James T. Duke, Provo, Zentrum für Religionsstudien der
Brigham-Young-Universität, 1998, Seite 293-314;
Erstveröffentlichung in Review of Religious Research, 26:43-58. 2.
Siehe E. L. Thorndike, "The Production, Retention and Attraction of
American Men of Science", Science 92, 1940, Seite 137-141; Kenneth
R. Hardy, "Social Origins of American Scientists and Scholars",
Science 185, 1974, Seite 497-506; Robert L. Miller, "Science and
Scientists", in Encyclopedia of Mormonism, Hg. Daniel H. Ludlow,
New York, Macmillan, 1992, 3:1272-1275. 3. Lehre und Bündnisse
88:118 4. Brigham Young, Discourses of Brigham Young, Hg. John A.
Widtsoe, 1954, Seite 247 5. Zitiert von Ernest L. Wilkinson und W.
Cleon Skousen in Brigham Young Universtiy: A School of Destiniy,
Provo, Brigham Young University Press, 1976, Seite 67 6. Lehre und
Bündnisse 93:36,37 7. Lehre und Bündnisse 130:18,19
Hinweis an Journalisten:Bitte verwenden Sie bei der Berichterstattung über die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage bei deren ersten Nennung den vollständigen Namen der Kirche. Weitere Informationen hierzu im Bereich Name der Kirche.