Führer der Kirche waren bei der Krise, die vor kurzem auf den verheerenden Cholera-Ausbruch in Papua-Neuguinea folgte, zur richtigen Zeit am richtigen Ort um in der großen Not Hilfe leisten zu können. Über 300 Menschen – darunter 76 Mitglieder der Kirche aus vier Gemeinden – verloren ihr Leben. Elder Dirk Smibert, ein Gebietssiebziger (hohe Kirchenautorität), und eine kleine Gruppe von Führern der Kirche aus Papua erreichten Daru in kleinen Booten am späten Nachmittag des 11. Novembers 2010. „Wir waren in Sogere, wo wir einen neuen Distrikt gegründet hatten, ehe wir nach Daru kamen und von der Tragödie hörten; zuvor hatten wir auch die Mitglieder in Isumo besucht“, berichtet Elder Smibert. „Wir wollten in Daru eigentlich nur einen Zwischenhalt einlegen und am nächsten Tag weiterreisen, daher hatten wir für den nächsten Vormittag eine Schulung für die Priestertumsführer angesetzt. Am nächsten Morgen berichtete mir ein Gemeindepräsident, dass elf Mitglieder gerade an Cholera gestorben waren.“ Elder Smibert rief unverzüglich die Gebietspräsidentschaft an, die rasch eine Dringlichkeitssitzung mit der Wohlfahrtsabteilung einberief. Schnell wurden mit den Ärzten und Politikern vor Ort Notfallpläne in die Tat umgesetzt. Die Kirche konnte außerdem ein Gemeindehaus zur Verfügung stellen, das vorübergehend als Erweiterung des völlig überfüllten örtlichen Krankenhauses fungierte, nachdem sich die Krankheit ausgebreitet hatte. „Die Einheimischen haben tatkräftig angepackt und die Kranken mit dem Kanu zu uns gebracht“, so Dr. Anthony Mahler, ein Arzt aus Australien, der als Mitglied des Nothelfer-Teams nach Neuguinea kam, ohne dafür bezahlt zu werden. „In Sogere haben wir in den ersten 24 Stunden über 200 Cholera-Patienten behandelt, darunter 30 sehr schwere Fälle.“ Als die Nachricht vom Cholera-Ausbruch Australien erreichte und in Papua-Neuguinea bereits über 100 Menschen an der Krankheit gestorben waren, wurde die australische Grenze in der Torres-Straße dichtgemacht. Gleichzeitig gab es Berichte, dass sich bereits mindestens 5000 Menschen angesteckt hätten. Die Kirche arbeitete mit anderen nicht staatlichen Organisationen zusammen, um dem Ausbruch entgegenzuwirken, und schickte 25 Tonnen Lebensmittel und Medikamente in die Region. Zu den Hilfsgütern gehörten acht Tonnen Reis, vier Tonnen Fisch, vier Tonnen Mehl, 1000 antibakterielle Seifen und vier Tonnen Speiseöl. Vom Humanitären Zentrum der Kirche in Salt Lake City wurden außerdem 2500 dringend benötigte Filtrierflaschen nach Port Moresby verschickt. Die Kirche und die Mitglieder versorgten gemeinsam mit der australischen Entwicklungshilfebehörde, den Ärzten ohne Grenzen, der Weltgesundheitsorganisation und weiteren Hilfswerken die Kranken und informierten die Bürger darüber, wie man der Ausbreitung der Krankheit vorbeugt. Die Kirche stellte auch eine Sonderdelegation bestehend aus Dr. Mahler und Dr. David Williams sowie Shane Palmer, einem Organisator der Kirche aus Cairns, auf und finanzierte ihre Arbeit. Die Gruppe reiste nach Daru und ins Flussdelta des Fly Rivers, wo sie mit der Erstversorgung der Erkrankten half. „Am schwierigsten war es in dem kleinen Dorf Sisiama, als ich über eine Stunde im Schlamm knien musste, um eine IV-Kanüle an einem Neugeborenen zu fixieren, der die ganze Zeit zappelte und sich wand“, erzählt Dr. Williams, der zur Gemeinde Capalaba gehört. „Zur selben Zeit führten wir seiner Mutter ebenfalls intravenös Flüssigkeit zu, weil sie keine Muttermilch mehr produzieren konnte. Dabei versuchte sie die ganze Zeit lang vergebens, den Kleinen zu stillen, damit er sich ein wenig beruhigte. Einige Leute aßen und tranken nicht, weil sie Angst hatten, sich ebenfalls mit der Cholera anzustecken.“ In einem abgelegenen Dorf beim Fluss Bamu behandelten Ärzte und Helfer 185 Patienten in einer Nacht – und das alles in einem provisorischen Krankenhaus und im Licht von Fackeln und Taschenlampen. In einigen Fällen wurden Patienten wiederbelebt und stabilisiert, die kurz davor standen, an schwerer Dehydration zu sterben. „Ein Mann litt unter starken Krämpfen, als er eingeliefert wurde, und stand kurz vor dem Tod“, erklärt Dr. Mahler. „Viele andere hätten die nächsten 24 Stunden nicht überlebt. Es gab zwar Hilfsgüter in Daru, aber nicht genügend qualifizierte Hilfskräfte, die sie ihnen verabreichen konnten. Die Menschen waren sehr dankbar, dass zwei Ärzte zu ihnen kamen.“ Am 20. November berichtete Geoffrey Clark, ein Sprecher der Weltgesundheitsorganisation in Daru, dass der Cholera-Ausbruch auf der Insel unter Kontrolle sei, und man sich jetzt darauf konzentriere, die Weiterverbreitung an der Südküste Neuguineas einzudämmen. Mit Blick auf die Katastrophe und darauf, was in ihm vorging, als er von dem Ausbruch erfuhr und dass auch so viele Mitglieder an der Cholera gestorben waren, sagte Elder Smibert: „Ich befand mich in einer Schulung mit den Priestertumsführern, als wir die schlimmen Nachrichten hörten. Ich musste sofort an die Geschichte der Kirche denken. Bei einer Generalkonferenz im Jahr 1856 erfuhr Brigham Young von der misslichen Lage, in der sich die Handkarrenabteilung Willie befand – viele Pioniere waren ums Leben gekommen, andere litten unter Erfrierungen und Hunger. Brigham Young beendete die Konferenz und schickte die Brüder des Priestertums zur Rettung.“ Mit dieser Begebenheit im Kopf informierte Elder Smibert die Brüder über den Verlauf der Cholera-Krise und erzählte ihnen diese Geschichte von Brigham Young. „Ich erklärte ihnen, dass wir die Versammlung beenden und zur Rettung eilen würden.“ Man verteilte geweihtes Öl an die Brüder und zu zweit gingen sie in die Dörfer, um den Mitgliedern des Distrikts, die an Cholera erkrankt waren, einen Krankensegen zu erteilen und denjenigen, die Angehörige verloren hatten, einen Segen des Trostes zu spenden. „An diesem Vormittag wurden 110 Segen gespendet“, berichtet Elder Smibert. Der Glaube und die Zuneigung nahmen im Herzen der Mitglieder zu und es geschahen Wunder, als die Einheimischen, die Führer der Kirche und andere Organisationen miteinander an einem Strang zogen, um die Verbreitung der Krankheit einzudämmen. Der Ausbruch war zwar von Daru ausgegangen, die Lage dort war jedoch schon bald unter Kontrolle. In den Dörfern auf dem Festland hingegen griff die Cholera rasch um sich. Bis Dezember waren über 800 Menschen von der Seuche betroffen und über 300 hatten das Leben verloren. „Die Menschen zu behandeln, die am Fluss Bamu wohnen, war wohl die lohnendste Erfahrung meines Berufslebens“, sagte Dr. Mahler nach seiner Rückkehr nach Australien. „Es war eine große Herausforderung, unter solch schwierigen Bedingungen zu arbeiten. Es gab jedoch keine größere Freude, als den beinahe verdursteten Neugeborenen zu helfen, und zu sehen, dass sie sich erholten.“ Die Kirche musste unter den Mitgliedern in Papua-Neuguinea 76 Todesopfer verzeichnen. „Allen, die von der Epidemie betroffen sind, möchten wir sagen, dass sie uns am Herzen liegen und wir uns sehr um sie sorgen“, so Elder Brent H. Nielson von der Gebietspräsidentschaft Pazifik. „Denen, die Angehörige oder Freunde verloren haben, sprechen wir aufrichtig unser Beileid aus.“ Fotos von Sue Owen.
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