Am 21. März 1993 wurde die „Neue Innsbrucker Synagoge“ von Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg eingeweiht, nachdem die alte Synagoge 1938 in der sogenannten Reichskristallnacht durch die Nationalsozialisten gänzlich niedergebrannt wurde.
Zur 25 Jahr Feier der neu errichteten Synagoge sprach am 21. März 2018 wiederum Oberrabbiner Eisenberg vor über 100 geladenen Gästen in Erinnerung an dieses denkwürdige Ereignis. Neben weiteren FestrednerInnen der israelitischen Kultusgemeinde, wie Präsident Oskar Deutsch und Ehrenpräsidenten Dr. Esther Fritsch sprachen auch Bürgermeisterin Mag.a Oppitz Plörer (Stadt Innsbruck), DDr. Herwig van Staa (Tiroler Landtagspräsident).
Der Architekt der Synagoge, Michael Prachensky, Dr. Florian Huber (Generalvikar der röm.-kath. Kirche), Mag. Olivier Dantine (Superintendent der evangelischen Kirche Salzburg-Tirol)und Gerhard Egger (Bischof der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage).
Die Politik ging auf die geschichtliche und gesellschaftliche Bedeutung dieser Feier ein. So meinte etwa Bürgermeisterin Oppitz-Plörer, dass es wichtig sei, die Synagoge spüren zu können und von ihr wach gehalten zu werden. „Das was vor 80 Jahren geschah lehrt uns: Man darf Dinge nicht schweigend hinnehmen!“. Bischof Egger (Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage) meinte dazu, dass die Synagoge auch als Zeichen der Versöhnung errichtet wurde. „Dies gibt mir Hoffnung und Zuversicht, dass wir in einer geläuterten Gesellschaft leben, in der sich so etwas Schreckliches wie vor 80 Jahren nie wieder wiederholen darf. Als Nachkomme jener Generation, die sich Schuld und Versagen durch Wegschauen und Mittun aufgeladen hat, ist es für mich immer noch ein tiefes Bedürfnis, um Verzeihung zu bitten, auch jetzt in zweiter oder dritter Generation danach.“. Dabei zitierte Bischof Egger Numeri 4:18.Generalvikar Florian Huber hob in seiner Rede die bedeutende Zusammenarbeit zwischen der Ehrenpräsidentin der jüdischen Kultusgemeinde Esther Fritsch und dem verstorbenen Innsbrucker Bischof Reinhold Stecher hervor und den dadurch entstandenen christlich-jüdische Dialog. Präsidentin Fritsch von der Israelitischen Kultusgemeinde sagt dazu: „Ab der Zeit, in der Bischof Stecher zu Wirken begonnen hat, hat sich die Atmosphäre in diesem Land und in dieser Stadtgeändert“.
Superintendent Olivier Dantine erwähnte wie Jahrhunderte lang das Judentum im Christentum negiert wurde. Erst nach und nach gewann das Judentum in der christlichen Theologie wieder an Bedeutung.Bischof Egger berichtete von der jüngsten Begegnungen zwischen Vertretern des American Jewish Committee und Führern der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage in Salt Lake City. Dabei betonten die jüdischen Besucher, wie wichtig es ist, religiöse Inhalte aus erster Hand zu erfahren. In Anlehnung an dieses Ereignis würdigte Bischof Egger, der zum Festakt auch die Multireligiösen Plattform Innsbruck vertrat, genau diese offene Haltung der Israelitischen Kultusgemeinde. „Das außerordentliche dabei ist, dass wir begonnen haben, uns gegenseitig zu besuchen und zu befruchten“, ergänzte Egger.
Diese Tradition des Miteinander, soll, ja muss, in Innsbruck und Tirol noch weiter gestärkt werden. Erst dadurch wird dem Grundrecht, die Freiheit, seine Religion oder Weltanschauung zu leben und auszuüben oder gegebenenfalls zu wechseln, der notwendige Rückhalt gegeben“.
Präsidentin Esther Fritsch beendete den offiziellen Teil des Abends mit einem bildhaft dargestellten geschichtlichen Werdegang der Israelitischen Kultusgemeinde und der Synagoge.