LUZERN, Schweiz -- Eines der Paare, die abends auf dem Schiff
tanzen, das über den stillen Vierwaldstätter See gleitet, weiß kaum
etwas über die "Mormonenkirche". Aber sie tanzen gern und hatten
aus Höflichkeit die Einladung eines neuen Geschäftspartners zur
150-Jahr-Feier der Kirche in der Schweiz angenommen."Bei unserem
ersten Zusammentreffen erwähnte er, dass er gern tanzt", berichtet
Mark Prohaska, Direktor für Öffentlichkeitsarbeit in der Schweiz.
"Also lud ich ihn zu unserer Feier ein. Sie kamen zur
Eröffnungsveranstaltung im namhaften KKL-Konferenzzentrum, wo sie
etwas über die Geschichte der Kirche erfuhren. Danach besuchten sie
eine unserer Tanzveranstaltungen auf einem der drei Schiffe, die im
Mondschein über den Vierwaldstätter See fuhren. Und daraufhin",
fährt Bruder Prohaska fort, "war mein Geschäftspartner so sehr von
den Menschen in der Kirche angetan, dass er es als Ehre empfand,
mit ihnen zusammen zu sein. Er lud meine Frau und mich zum
Abendessen ein und wollte mehr über die Kirche erfahren." An der
Feier zum 150-jährigen Bestehen der Kirche in diesem friedlichen
Land mitten in Europa nahmen am 4. Juli Mitglieder aus allen
Pfählen in der Schweiz teil, also sowohl aus dem deutschsprachigen
als auch aus den französisch- und italienischsprachigen Teilen des
Landes. 1850 überquerte Thomas Stenhouse die Alpen und taufte die
ersten Bekehrten in der Schweiz. Bis heute hatten die Mitglieder in
der Schweiz keine Gelegenheit, ihre Mitgliedschaft in der Kirche in
einem solch großen Rahmen zu feiern. "Ich gehöre der Kirche seit 40
Jahren an", meinte ein Mitglied nach der Gala. "Noch nie habe ich
so eine hervorragende, professionelle und motivierende
Veranstaltung besucht." Die Feierlichkeiten begannen in der
Konzerthalle des KKL am Vierwaldstätter See. Hier erlebten etwa
1200 Mitglieder aus dem ganzen Land zusammen mit 300 geladenen
Gästen aus Politik, Wirtschaft und Bildung sowie weiteren Freunden
der Kirche ein "leichtes, erbauendes Programm", sagt Bruder
Prohaska. Eröffnet wurde es von einem 150-köpfigen Jugendchor. Die
jungen Männer und Frauen kamen aus Gemeinden und Zweigen im ganzen
Land. Der Bürgermeister von Luzern bekundete daraufhin seine
Begeisterung für diese Feier, indem er die Anwesenden mit "Brüder
und Schwestern" anredete. Er dankte den Mitgliedern für die
Dienstprojekte in seiner Stadt und übergab anschließend 1000
Franken für die Feier. Peter Gysler, Patriarch und früherer
Präsident des Pfahls Zürich, präsentierte einen Abriss der
Geschichte der Kirche in der Schweiz und erwähnte, dass hunderte
der ersten Bekehrten nach Utah auswanderten, wo ihre
Nachkommenschaft inzwischen in die Tausende geht. Françoise
Schwendener sprach sehr eindrucksvoll darüber, wie wichtig Werte
für die Familie sind. Manch einer unter denen, die nicht der Kirche
angehörten, war davon so beeindruckt, dass er mehr über den
Familienabend erfahren wollte. Anschließend wurden die Anwesenden
aufgefordert, aufzustehen und die Nationalhymne zu singen, was in
der Schweiz eher selten vorkommt. Vielen traten Tränen in die
Augen, vor allem an den Stellen, wo -- einem Gebet gleich -- der
Himmel um Hilfe gebeten wird. Auf einer großen Leinwand wurde die
Aufzeichnung einer Botschaft von Präsident Gordon B. Hinckley
gezeigt. "Die Heiligen in Ihrem Land liegen mir sehr am Herzen",
sagte Präsident Hinckley. "Sie sind dem Glauben treu. Sie lieben
den Herrn und trachten danach, sein Werk zu tun. Sie bringen die
Kirche voran, und das ist nicht einfach. Die Missionsarbeit ist
schwierig. Diejenigen aber, die sich der Kirche angeschlossen
haben, sind redliche und fähige Männer und Frauen. Ich wünschte,
ich könnte bei diesem bedeutenden Jubiläum mit Ihnen feiern."
"Präsident Hinckley war der absolute Höhepunkt des Abends", meint
Bruder Prohaska. "Die Mitglieder waren ganz aufgeregt und pfiffen
voller Begeisterung. Gemessen daran, dass die Schweizer als von
Natur aus ruhig und zurückhaltend gelten, kam diese
überschwängliche Reaktion völlig unerwartet. Alle waren begeistert,
seine persönlichen Grußworte an die Mitglieder in der Schweiz zu
hören. Wer kein Englisch konnte, konnte die deutschen Untertitel
mitlesen. Besonders angetan waren die Mitglieder von seinem
'Schwyzerdütsch'. Es hat ihnen viel bedeutet, seine Worte zu
hören", meint er. Der Auftritt einiger Jodler und Alphornbläser,
die auch schon in Salt Lake City zu erleben waren, wurde mit viel
Applaus bedacht. Anschließend blickten die Versammelten wieder auf
die Leinwand, wo Lloyd Newell, Sprecher des Tabernakelchors, den
Chor vorstellte. Der Chor sang "Happy Birthday, dear Switzerland.
Zum Geburtstag viel Glück" und schwenkte dabei Schweizer Fahnen.
Einige der nettesten Worte über die Kirche kamen von Daniel
Steiner, dem Pressesprecher des schweizerischen Olympischen
Komitees. Er erwähnte, wie freundlich er während der Olympiade in
Salt Lake City behandelt wurde, und dass die Sportler aus der
Schweiz in ihrer Freizeit am liebsten auf dem Tempelplatz spazieren
gingen und sich mit den hübschen Missionarinnen unterhielten. Am
Ende seiner Ausführungen wiederholte er etwas, was er schon zuvor,
nach der Olympiade, bei diversen Firesides der Kirche erklärt
hat.
"Sie sind großartige Menschen", meinte er. "Wir sind gute Freunde
geworden. Bleiben Sie so, wie Sie sind." Elder D. Lee Tobler von
den Siebzigern, Präsident des Gebiets Europa Mitte, beendete die
Veranstaltung mit einem aufschlussreichen Bericht darüber, was
seine Vorfahren aus der Schweiz alles opfern mussten. Anlässlich
des Jubiläums stellte Christian Gräub ein 600 Seiten starkes Buch
über die 150-jährige Geschichte der Kirche in der Schweiz zusammen.
Es trägt den Titel "Chronik" und kann im Internet über die
E-Mail-Adresse graeub-family@bluewin.ch
bestellt werden..
Nach der Feierstunde warteten am Konferenzzentrum schon drei
Schiffe auf die Mitglieder und ihre Gäste, und es begann eine Fahrt
über den See. "Die Kapitäne waren etwas besorgt, weil die
'Mormonen' an Bord tanzen wollten", berichtet Bruder Prohaska. "Da
sie nichts über die Kirche wussten, hatten sie Bedenken, was für
ein merkwürdiges Völkchen das wohl sein mochte. Nachdem sie aber
die Mitglieder kennen gelernt hatten und merkten, wie höflich sie
waren und dass sie keinen Alkohol tranken, waren sie beruhigt und
fanden die Gruppe sehr nett. Im Laufe des Abends formierten sich
die drei Schiffe auf dem See auch einmal zu einem Stern und ließen
die Nebelhörner erklingen. Die Symphonie der Töne hallte in den
Schluchten wider", führt er weiter aus. "Wir bekommen noch immer
begeisterte Rückmeldungen", ergänzt Bruder Prohaska. "Die
Mitglieder sagen, sie hätten schon lange auf so einen Abend
gewartet. Sie waren glücklich. Ihre Begeisterung für das Evangelium
ist aufs Neue entfacht. Einer meinte, das einzig Negative an dem
Abend war, dass er so schnell vorbei ging. Eine allein erziehende
Mutter, die nicht der Kirche angehört, meinte, sie fühle sich in
der Kirche wohler als bei ihren Freunden. Ein Dekan aus der
katholischen Kirche hatte am Tag der Feierlichkeiten in der Zeitung
einen negativen Artikel über die Kirche gelesen. An jenem Abend
besuchte er unsere Veranstaltung und fragte danach einen
Journalisten von dieser Zeitung, wie solche falschen Behauptungen
überhaupt veröffentlicht werden konnten", berichtet Bruder
Prohaska. Vor der Feier kamen örtliche Führer der Kirche, darunter
Louis Weidmann vom Pfahl Bern und Elder Tobler, mit dem Präsidenten
der Schweiz, Pascal Couchepin, zusammen. Es war das erste Mal, dass
führende Vertreter der Kirche beim Bundespräsidenten zu Besuch
waren. In den drei schweizerischen Pfählen Genf, Bern und Zürich
gibt es über 7000 Mitglieder. In seinem Artikel über die Geschichte
der Kirche erwähnte Bruder Gysler die Leistungen eines Missionars
aus Hamburg, Georg Mayer, der in der Schweiz seine Mission
erfüllte. "Er ließ sich nicht entmutigen, obwohl er in Zürich acht
Tage ins Gefängnis musste. Viele Menschen ließen sich auf seine
Bemühungen hin taufen, darunter auch Maria Bommeli, die
Urgroßmutter von Elder Henry B. Eyring vom Kollegium der Zwölf
Apostel", sagte er.
Hinweis an Journalisten:Bitte verwenden Sie bei der Berichterstattung über die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage bei deren ersten Nennung den vollständigen Namen der Kirche. Weitere Informationen hierzu im Bereich Name der Kirche.