Bemühungen der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage im Hinblick auf andere Religionen
Respekt vor unterschiedlichen Glaubensansichten und den besonderen Verdiensten aller Glaubensgemeinschaften der Welt zeichnet die Mormonen von jeher aus. Schon als die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage noch in ihren Anfängen steckte, erhob Joseph Smith Religionsfreiheit und religiöse Toleranz zum Grundsatz: „Wir beanspruchen das Recht, den allmächtigen Gott zu verehren, wie es uns das eigene Gewissen gebietet, und gestehen allen Menschen das gleiche Recht zu, mögen sie verehren, wie oder wo oder was sie wollen.“ (11. Glaubensartikel.)
In diesem Sinne forderte auch Thomas S. Monson, der Präsident der Kirche, anlässlich der halbjährlich stattfindenden Generalkonferenz mehr Verständnis für andere Religionen: „Ich möchte die Mitglieder der Kirche, wo immer sie auch sein mögen, anspornen, allen Menschen überall freundlich und respektvoll zu begegnen. Die Welt, in der wir leben, ist voller Vielfalt. Wir können und müssen denjenigen, deren Glauben sich von unserem unterscheidet, Achtung erweisen. (Frühjahrs-Generalkonferenz 2008.) Die Heiligen der Letzten Tage betrachten jeden aufrechten Gläubigen, der nach seiner Überzeugung handelt und sich dem großen Werk widmet, der Menschheit zu dienen, als ihresgleichen.
Präsident Dieter F. Uchtdorf von der Ersten Präsidentschaft, dem höchsten Führungsgremium der Kirche, unterstrich, dass Gott alle Menschen liebt und nicht nur diejenigen, die einer bestimmten Religion angehören: „Wir ehren und schätzen die aufrechten Menschen jeder Glaubensrichtung, die Gott von ganzem Herzen geliebt haben, wo oder wann sie auch gelebt haben mögen, obwohl sie nie die Fülle des Evangeliums hatten. Wir sind dankbar für ihre Selbstlosigkeit und ihren Mut. Wir heißen sie als Brüder und Schwestern, Kinder unseres himmlischen Vaters, willkommen. … [Gott] hört die Gebete der demütigen und aufrechten Menschen jeder Nation, jeder Sprache und jedes Volkes. Er schenkt denen Licht, die ihn suchen und ihn ehren und die willens sind, seine Geboten zu befolgen.“ (Frühjahrs-Generalkonferenz 2008.)
Krister Stendahl, inzwischen verstorbener evangelischer Bischof von Stockholm und emeritierter Professor an der theologischen Fakultät der Harvard University, stellte einmal drei Regeln für das Verständnis unter den Religionen auf: 1.) Wenn man eine fremde Religion verstehen möchte, muss man ihre Anhänger befragen und nicht ihre Gegner; 2.) man darf die besten Seiten, die man selbst hat, nicht mit den schlechtesten der anderen vergleichen; und 3.) man muss einem „heiligen Neid“ Raum lassen, wenn man an einer anderen Religion etwas Nachahmenswertes entdeckt. Durch solche Grundsätze wird der Austausch zwischen den Religionen angeregt, Vertrauen aufgebaut und eine Grundlage für karitative Arbeit gelegt.
Um der geistigen und materiellen Not in der Welt zu begegnen, müssen die verschiedenen Glaubensgemeinschaften bereitwillig zusammenarbeiten. Sie alle leisten einen wertvollen Beitrag für die Gemeinschaft der Gläubigen im weiteren Sinne. Um es mit den Worten eines der ersten Apostel der wiederhergestellten Kirche, Orson F. Whitney, zu sagen: „Gott bedient sich nicht nur eines Volkes, um sein großartiges und herrliches Werk zu vollbringen. Die Heiligen der Letzten Tage können nicht alles alleine bewältigen. Für ein einzelnes Volk ist diese Sache jedenfalls zu gewaltig, zu schwierig.“ Die Mitglieder der Kirche sehen in anderen Gläubigen daher keine Gegner oder Konkurrenten, sondern Partner, die viel Gutes in der Welt bewirken. So hat die Kirche beispielsweise erst kürzlich mit der katholischen Organisation El Minuto de Dios zusammengearbeitet, um an die Menschen, die im Januar 2011 Opfer der Überschwemmung und der Erdrutsche in Kolumbien geworden waren, Kleidung zu verteilen. Außerdem hat die Kirche gemeinsam mit der Organisation Islamic Relief USA im Januar 2010 für die von dem Erdbeben in Haiti betroffenen Menschen Lebensmittel und Sanitätsartikel zur Verfügung gestellt.
Dabei ist jedoch darauf hinzuweisen, dass diese Zusammenarbeit zwischen den Religionen nicht zu Kompromissen in der Lehre zwingt. Aber auch wenn die Kirche auf ihrer organisatorische Unabhängigkeit besteht und sich der Unterschiede in der Lehre bewusst ist, sieht sie keinen Grund darin, sich bei karitativen Projekten nicht mit anderen Glaubensgemeinschaften zusammenzutun. Diese Bemühungen beruhen auf allgemeinen Wertvorstellungen. Eine unterschiedliche Auffassung vom Sühnopfer Jesu Christi beispielsweise tut ja dem christlichen Auftrag, seinen Nächsten wie sich selbst zu lieben, keinen Abbruch. Bei der gemeinsamen Sorge um die Bedürftigen muss man also zwischen karitativen Projekten und Kernpunkten der Lehre unterscheiden. Wer guten Willens ist, muss mit anderen nicht den Glauben teilen, um im Dienst am Nächsten Großartiges zu leisten.
Nachfolgend finden Sie einige Beispiele und Berichte über die Zusammenarbeit der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage mit anderen Glaubensgemeinschaften:
Ereignisse, bei denen die Kirche Gastgeber war
Bischof Wester äußert sich anerkennend über den Besuch von Kardinal George in Utah (26. Februar 2010)
Kardinal George spricht in einer Rede an der BYU über Religionsfreiheit (23. Februar 2010)
Alljährliches gemeinsames Musizieren verschiedener Glaubensgemeinschaften im historischen Tabernakel in Salt Lake City (22. Februar 2010)
Gemeinsames Musizieren verschiedener Glaubensgemeinschaften im Tabernakel (9. Februar 2010)
Überkonfessionelle Gruppe gibt Konzert auf dem Tempelplatz (13. Februar 2007)
Erzbischof Alex J. Brunett wird für seine Verdienste im Hinblick auf die Werte in der Familie ausgezeichnet (30. Februar 2010)
Ereignisse, an denen die Kirche teilgenommen hat
Kathedrale feiert 100-jähriges Jubiläum; Präsident Monson spricht von Dienst, den zwei Konfessionen gemeinsam geleistet haben (10. August 2009)
Apostel bereisen infolge des Wachstums der Kirche die Welt (27. September 2010)
2009 Parlament der Weltreligionen tagt in Melbourne (14. Dezember 2009)
Kirche auf der Konferenz der Weltreligionen in Kasachstan vertreten (22. Juli 2009)
Besichtigung religiöser Gebäude fördert Verständnis (31. Juli 2008)
Lehren der Kirche
Apostel spricht zu Jugendlichen in Boston über Religionsfreiheit (17. Juli 2010)
Die Gottesfürchtigen müssen an einem Strang ziehen, so ein Apostel (28. Mai 2008)
Respekt vor unterschiedlichen Glaubensansichten (18. April 2008)
Das Evangelium, ein weltumfassender Glaube (November 1991)
Die Liebe Gottes für alle Menschen (15. Februar 1978)
Humanitäre Hilfe und anderweitiger Dienst
Kirche hilft nach Überschwemmungen und Erdrutschen in Kolumbien (6. Januar 2011)
Pakistans Botschafter dankt den Führern der Kirche für die von ihr geleistete humanitäre Hilfe (14. September 2010)
Gegenseitige Nachbarschaftshilfe (8. Juli 2010)
Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage schließt sich mit Islamic Relief USA zusammen, um Lebensmittel und Sanitätsartikel nach Haiti zu senden (22. Januar 2010)
Kirche leistet von Salt Lake City aus humanitäre Hilfe in Samoa (6. Oktober 2009)
Mormonen und islamische Führer leisten gemeinsam Hilfe (29. Juli 2009)
Mormonen helfen Flutopfern in Indiana, Iowa und Wisconsin (17. Juni 2008)
Quilter nähen für obdachlose Familien (21. März 2007)
Junge Mormonen in Houston helfen ihren Nachbarn, sich auf Notfälle vorzubereiten (25. Oktober 2006)
Heilige der Letzten Tage senden Hilfe in den Nahen Osten (27. Juli 2006)
Muslime und Mormonen arbeiten zusammen, um Erdbebenopfern in Indonesien rasche Hilfe zukommen zu lassen (30. Mai 2006)